“Horizont”: Philipp Welte teilt scharf gegen deutsche Politik und US-Riesen aus.


Einer gegen alle: Burda-Vorstand Philipp Welte schießt im Interview mit "Horizont" schärfer denn je gegen die US-Tech-Riesen, gegen die deutsche Politik und fordert von der Verlagsbranche ein "neues Denken". "Wir sind nur noch ein kleiner Teil des Werbemarktes, aber wir sind unverzichtbar für das Funktionieren unserer Demokratie", sagt Welte im Gespräch mit Jürgen Scharrer. Diese Rolle könne die Branche nur wahrnehmen, wenn "wir unsere Inhalte auch in Zukunft weiter unabhängig finanzieren können". Der Politik wirft Welte vor, mit den sozialen Netzwerken zu flirten – etwa wenn Angela Merkel ihre Botschaften lieber selbst bei YouTube verbreitet, statt sich kritischen Interviews zu stellen. Welte beklagt bei der Politik fehlendes Verständnis für die wirtschaftlichen Bedingungen, die die Verlagsbranche braucht – als Beispiel gilt ihm die gescheiterte Förderung der Zeitungs- und Zeitschriften-Zustellung.

Welte nimmt auch Stellung zum Umbau bei Gruner + Jahr unter dem Dach von RTL: "Gruner + Jahr war für Burda immer der Nummer-1-Wettbewerber, an dem wir uns gemessen haben." Er hofft, dass der Konkurrent aus Hamburg der Verlagsbranche und "unserem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger" erhalten bleibt und plädiert für mehr organisatorische Zusammenarbeit bei gleichzeitigem "publizistischen Wettbewerb". Als möglichen neuen Kooperations-Partner bringt Welte den Zeitungs-Vermarkter Score Media ins Spiel. Er kann sich eine Zusammenarbeit in der Werbewirkungsforschung und die Entwicklung gemeinsamer Reichweiten-Produkte vorstellen.
"Horizont" 37/2021, S. 8-9