Impfgegner-Proteste vor dem ZDF-Hauptstadtstudio.

Schwurbler-Aufmarsch: Etwa 200 Demonstrantinnen versammeln sich am Montagabend vor dem ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin. Eine Polizeikette bewacht das Gebäude. Eine "Menge aus Impfgegnern" skandiere "Lügenpresse" und "Ihr seid Schuld", berichtet "Tagesspiegel"-Reporter Julius Geiler. Anmelder Eric Graziani, Gründer der rechtsextremen Splittergruppe "Patriotic Opposition Europe", habe in seiner Rede gesagt, er wünsche sich, dass "die Presse zum Schweigen gebracht wird". Im Nebensatz habe es dann geheißen: "Natürlich friedlich." Der DJV spricht auf Twitter seine "Solidarität mit den Kolleg*innen vor Ort und im Gebäude" aus. Eine "kleine radikale Minderheit der Impfgegner, Querdenker, Corona-Leugner, Medienhasser und Demokratiefeinde" habe sich "mal wieder zusammengerottet".

Politikwissenschaftlerin Katharina Nocun merkt bei Twitter an, dass es Verschwörungsideologen nie um Meinungsfreiheit gehe, sondern darum, "jegliche Kritik von außen durch gezielte Einschüchterung, Drohungen und Attacken mundtot zu machen". Würden sich diese Gruppen durchsetzen, "wäre dies das Ende der Pressefreiheit". Ippen-Investigativ-Chefredakteur Daniel Drepper findet es "ziemlich unfassbar, dass Redaktionen in diesem Land mittlerweile wieder durch Polizeiketten geschützt werden müssen". "journalist"-Chef Matthias Daniel twittert: "Was für ein skandalöser, unerträglicher Auftritt."

Im ganzen Land hatten sich Tausende zusammengefunden, um gegen die Corona-Maßnahmen und eine drohende Impf-Pflicht zu protestieren – teilweise fanden unangemeldete "Spaziergänge" statt, etwa in Berlin, Thüringen und Köln. Laut Geiler hatten sich die Berliner Teilnehmenden über Telegram koordiniert.
twitter.com, tagesspiegel.de, Foto: Screenshot Twitter-Clip @glr_berlin