“Man kündigt ja auch nicht seine Freundschaften.” – Alexander Krawczyk über Laber-Podcasts und Startup-Feeling bei ProSiebenSat.1.


Podcast-Junkie: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt Alexander Krawczyk im turi2 Jobs-Podcast. 2007, beim Studium in den USA, kommt er erstmals mit Podcasts in Berührung, heute hört der Senior Vice President von Seven.One Audio sechs bis acht Stunden Podcasts am Tag. Mit Startup-Mentalität hat er die Podcast-Sparte von ProSiebenSat.1 aufgebaut: "Nicht fragen, einfach machen, Tatsachen schaffen", ist Krawczyks Devise. "Es ist viel schwieriger für Bedenken­träger, 'Nein' zu sagen, wenn etwas bereits in der Welt ist und erste Erfolge vorweist", sagt Krawczyk im Gespräch mit turi2-Redakteur Björn Czieslik. Anfangs wurden seine Podcast-Aktivitäten im Konzern noch belächelt, doch inzwischen "sind wir ganz oben angekommen auf der Agenda, man nimmt uns wahr im Haus, merkt dass unsere Podcasts gut laufen".

Rund 35 Menschen arbeiten inzwischen im Team von Seven.One Audio: Mindestens ein Arbeits­tag in der Woche ist Office-Pflicht, wobei das nicht am Konzern­sitz im Münchner Vor­ort Unterföhring sein muss, sondern auch an den P7S1-Stand­orten in Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Düsseldorf möglich ist. Durch diese Flexibilität hat sich die Zahl der Bewerbungen fast verfünf­facht im Vergleich zu früheren Stellen, die an Unterföhring gebunden waren, erinnert sich Krawczyk. Ein tägliches, digitales Morgen-Meeting, "das wir jeden Morgen religiös durchziehen", schafft ein Verbundenheits­gefühl. Gesucht sind Menschen, die Erfahrungen mit digitalen Medien haben: "Wir sind auch total offen für Quereinsteiger. Es gibt ja niemanden, der zehn Jahre Podcast-Erfahrung hat." Einen Radio-Background dagegen findet Krawczyk fürs Podcasten nicht hilfreich: "Meiner Meinung nach ist Podcast was ganz anderes als Radio. Es ist kein Abfall­produkt von Radio, es ist was eigenes mit eigenen Gesetz­mäßig­keiten."

Alexander Krawczyk und Björn Czieslik im Podcast-Studio von Seven.One Audio in Unterföhring.

Wenn Alexander Krawczyk auf Podcasts blickt, dann tut er das immer auch durch die Brille der Vermarktbarkeit: Die Personality-getriebenen und oft gescholtenen Laber-Podcasts eigneten sich dazu am besten. "Du baust mit deinen Podcastern eine sehr intime Beziehung auf über die Zeit." Deshalb seien die Hörerinnen von Laber-Podcasts auch die loyalsten: "Wenn man es schafft, einen Laber-Podcast im Leben von einem Hörer oder einer Hörerin zu etablieren, dann wollen die den auch nicht wieder gehen lassen. Man kündigt ja auch nicht seine Freundschaften." Der Markt der Laber-Podcasts mit Männern ist teilweise schon übersättigt, Potenzial sieht Krawczyk vor allem für Laber-Podcasts mit Frauen, etwa Bauerfeind + Kuttner. "Wir merken einfach, dass weibliche Hosts sehr viel stärker nachgefragt werden von der Werbebranche."

Krawczyk wünscht sich, dass Podcasts noch mehr zum Massen­medium werden und neue, auch ältere Ziel­gruppen erreichen. Ein gutes Beispiel dafür sei Lanz & Precht. Durch den Podcast von ZDF-Talker Markus Lanz und Philosoph Richard David Precht hätten manche Menschen überhaupt erst zum Medium Podcast gefunden. "95 % der Deutschen haben ein podcast-fähiges Gerät immer in ihrer Tasche. Wir müssen sie dazu kriegen, dass sie das entdecken."

Außerdem erzählt Krawzcyk, warum Video-Podcasts aus seiner Sicht viel Geld kosten, aber wenig Nutzen bringen, und für welche Zwecke sich Podcast-Werbung besonders eignet. Das Gespräch erscheint im Rahmen der turi2 Podcast-Wochen. Weitere Interviews, Podcasts, Profi-Tipps und Hör-Empfehlungen gibt es täglich bis zum 9. Oktober. Am 12. Oktober erscheint außerdem die gedruckte turi2 edition #19 Audio – jetzt schon das kostenlose E-Paper vorbestellen.
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