Die Politikjournalistin Bettina Gaus stirbt im Alter von 64 Jahren.


Pointiert bis zuletzt: Die Journalistin und "Spiegel"-Kolumnistin Bettina Gaus ist am 27. Oktober nach nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren gestorben, teilt der Hamburger Verlag mit. Gaus hatte seit April 2021 das politische Geschehen für das Magazin kommentiert, zuvor war sie 30 Jahre lang politische Korrespondentin der "taz". Deren Chefredakteurin Ulrike Winkelmann bezeichnet Gaus als "eine der wichtigsten Stimmen" in der "taz"-Geschichte, die stets einen "fulminanten Auftritt" hatte und "durch pointierte Argumentation" überzeugen konnte.

Bettina Gaus besuchte die Deutsche Journalistenschule, war von 1983 bis 1989 Redakteurin bei der Deutschen Welle und berichtete ab 1989 aus Nairobi, ab 1991 für die "taz". Später wurde sie Parlaments­korrespondentin, zunächst in Bonn und später in Berlin, wo sie in der "Analyse immer scharf" war und gleichzeitig immer freundlich auch zu den Kolleginnen, "deren Meinung sie oft so gar nicht teilte", schreibt Winkelmann. Ihre Kollegen Jan Feddersen, Lukas Wallraff und Dominic Johnson erinnern sich an sie als "selbstbewusste, unverstellte" Frau mit einem "ausgeprägten Freiheitsdrang", die von Smartphones genauso wenig hielt wie von Rauchverboten und "die so schön, schnell und originell schreiben konnte wie nur ganz wenige".

Im Frühjahr dieses Jahres wechselte sie schließlich zum "Spiegel", wo ihr Vater Günter Gaus Anfang der 70er Chefredakteur war. Der heutige "Spiegel"-Chef Steffen Klusmann würdigt sie als "eine unbestechliche Journalistin und eine brillante Analystin", deren Stimme "fehlen wird".

"Statt alte Melodien vom politischen Stammtisch abzuspielen, schrieb sie ihre Songs selbst", schreibt ihr Freund Georg Löwisch in der "Zeit". Ihr letzter Text im "Spiegel", entstanden wenige Tage vor ihrem Tod, beweist dies eindrucksvoll: Während im Zusammenhang mit der Causa Reichelt viele Medien von MeToo sprechen, rügt sie in ihrem Text den "merkwürdig prüden Ton" in der Debatte und ein Weltbild, bei dem Frauen "stets und grundsätzlich die Opfer in Beziehungen mit männlichen Vorgesetzten" sind. (Foto: Christoph Hardt / Geisler-Fotopress / Picture Alliance)
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