Premierentag: Bild TV hat seinen ersten Sendetag hinter sich – und damit auch seine im Vorfeld groß angekündigte "Kanzlernacht". Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet verspricht im Interview mit Paul Ronzheimer, dass es mit ihm als Kanzler keinen weiteren Lockdown geben wird: "Ich setze darauf, dass wir beim Impfen weitere Fortschritte machen, dass wir für die, die geimpft sind, keine Beschränkungen mehr haben und dass wir vor allem keinen Lockdown mehr machen". SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz gibt kein solches Versprechen ab, sagt aber, er wolle einen weiteren Lockdown verhindern. Der Herbst und Winter müsse "anders verlaufen als der Letzte", sagt er im Gespräch mit Kai Weise. Ein gutes Wahlergebnis habe Laschet noch nicht aufgegeben, 30 % seien noch drin: "Sie sehen ja, wie Trends auf und ab gehen. Wir tun jetzt alles, dass es wieder nach oben geht." Die CDU ist in neuesten Umfragen um drei Prozentpunkte auf 22 % abgesackt – und liegt somit auf Augenhöhe mit der SPD, die sich wiederum um zwei Punkte auf diesen Wert gesteigert hat. Auch Scholz gibt sich selbstsicher: "Da geht noch mehr."

DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath merkt an, das Laschet-Interview sei "zu sehr den aktuellen Schlagzeilen verpflichtet" gewesen, es stelle somit "keine Entscheidungshilfe in Sachfragen" dar. Im "Spiegel" urteilt Arno Frank, "Bild" sei "nicht perfide oder professionell genug, aus dem Stand ein deutsches Fox News aus dem Studioboden zu stampfen". Er merkt zudem an, dass der Name "Annalena Baerbock erstmals und letztmals um 22.37 Uhr" fällt. Software-Entwickler Henning Tillmann kritisiert, bei der "Kanzlernacht" sei es vor allem um Sensation und nicht um Erkenntnisgewinnung gegangen: "SuggestivTV wäre ein ehrlicherer Titel, statt Bild TV." Es ginge um das "Durchdrücken der eigenen Agenda statt Journalismus". Grünen-Politiker Peter Heilrath unterstellt der Bild sogar, eine Kanzlerin verhindern zu wollen.
bild.de (Laschet-Zitate), bild.de (Scholz-Zitate), spiegel.de Foto: Michael Kappeler/dpa