Kolumnist Harald Martenstein verlässt den “Tagesspiegel”.


Verabschiedet sich: Journalist Harald Martenstein kehrt dem "Tagesspiegel" nach der Löschung seiner umstrittenen Kolumne zum "Tragen von Judensternen" den Rücken. Auf Seite 1 der Sonntags-Ausgabe erklärt Martenstein unter der Überschrift "Ich bleibe bei meiner Meinung" seinen Abgang. Bei der der Entscheidung der Chefredaktion um Lorenz Maroldt, den Text zurückzuziehen, sei er demnach nicht eingebunden gewesen: "So etwas bedeutet in der Regel, dass man sich trennt, den Entschluss habe ich gefällt."

Gleichzeitig verteidigt Martenstein seinen viel kritisierten Artikel, in dem er das Tragen von "Judensternen" mit der Aufschrift "Ungeimpft" auf Corona-Demos als "eine Anmaßung", jedoch als "sicher nicht antisemitisch" bezeichnet hatte: "Wie immer habe ich geschrieben, was ich denke." Leute, die Judensterne benutzen würden, um sich zu Opfern zu stilisieren, seien "dumm und geschichtsvergessen". Leute, die auf ihren Demos zur Vernichtung Israels aufrufen, seien jedoch "etwas gefährlicher", beharrt Martenstein auf seiner Meinung. "Sollte die Redaktion die Größe besitzen, mir diese Abschiedsworte zu gestatten und sie nicht zu löschen, danke ich ihr dafür", schließt Martenstein sein Schluss-Statement ab.

Die Chefredaktion merkt dazu an, "viele Gespräche" u.a. mit Betroffenen und dem Autor selbst geführt zu haben. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass "wir diese Kolumne so nicht hätten veröffentlichen sollen". Martenstein war von 1988 bis 1997 Redakteur beim "Tagesspiegel". Nach einem kurzen Gastspiel als Leiter der Kultur-Redaktion der Münchner "Abendzeitung" kehrte er in leitender Funktion zum "Tagesspiegel" zurück. Von 2002 bis 2007 hatte Martenstein eine Kolumne in der "Zeit", seit 2007 beim "Zeit-Magazin".
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