Kritik an ehemaliger BDZV-Führung: Julia Becker beklagt ein “unerträglich lautes Schweigen”.


Nachtrag zum Austritt: Funke-Verlegerin Julia Becker kritisiert in einem "Süddeutsche"-Gastbeitrag ein "unerträglich lautes Schweigen" beim BDZV nach der Reichelt-Affäre. "Die Herren an der Spitze" hätten sich "nicht so gerne in ihrer routinierten Tagesordnung stören lassen", schreibt Becker. Im vergangenen Jahr habe man den "Versuch des kollektiven Beschweigens eines brutalen Machtmissbrauchs gegenüber Frauen in der Medienbranche erlebt", spielt sie auf den Umgang von Mathias Döpfner mit den Machtmissbrauchs-Vorwürfen gegen Julian Reichelt bei "Bild" an. Dies habe die "Leiden der betroffenen Frauen noch vergrößert" und "unsere Branche beschmutzt". Unterm Strich hätte Funke sich zudem "ein paar größere Schritte" in der Reform des Verbandes gewünscht. Im November 2022 war Funke nach Reform-Forderungen und Kritik an dem damaligen Vorsitzenden Döpfner aus dem Zeitungsverleger-Verband ausgetreten.

Becker beklagt außerdem, dass es generell zu wenig weibliche Führungskräfte in der Branche gibt: Es brauche "deutlich mehr weibliche Perspektiven und eine geschlechtergerechte Berichterstattung". Frauen würden "gewiss keinen besseren Journalismus machen", aber "einen anderen": Frauen "blicken anders auf die Welt als Männer, schreiben und reden anders über sie, machen sich und uns andere Bilder von ihr". Becker selbst habe sich in Meetings "manchmal wie ein Alien gefühlt", so sei sie auch behandelt worden: "Mit übertriebener, fast devoter Höflichkeit. Mit Nichtachtung."
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(Foto: Selina Pfrüner)