Ukraine-Krieg: Langjähriger russischer Diplomat gibt seinen Rücktritt bekannt.


Macht Schluss: Der russische Uno-Diplomat Boris Bondarew kündigt wegen des Ukraine-Kriegs seinen Rücktritt an. In einem Statement auf Linked-In schreibt er, er habe in den zwanzig Jahren seiner diplomatischen Karriere viele Wendungen der russischen Außenpolitik mitgemacht. Allerdings hab er sich "noch nie so sehr für mein Land geschämt wie am 24. Februar dieses Jahres". Die Invasion in die Ukraine bezeichnet Bondarew nicht nur als "Verbrechen gegen das ukrainische Volk", sondern "vielleicht auch das schwerste Verbrechen gegen das russische Volk". Er bedaure zugeben zu müssen, dass das "Niveau der Lügen und der Unprofessionalität" im Außenministerium zugenommen habe – und in den letzten Jahren "katastrophal" geworden sei. Es gehe nicht mehr um Diplomatie, sonder um "Kriegstreiberei, Lügen und Hass". Deshalb könne er nicht mehr an dieser "blutigen, geistlosen und absolut unnötigen Schande" teilhaben. Der AP sagt Bondarew am Telefon: "Was mein Land gerade tut, ist nicht hinnehmbar." Er als Beamter müsse einen Teil der Verantwortung dafür tragen: "Und das will ich nicht tun." Eine Reaktion Russlands habe er noch nicht erhalten, müsse aber darüber "besorgt sein".

Während es vom Außenministerium bisher keine Stellungnahme zu dem Rücktritt gibt, schreibt die kremlkritische Wirtschaftszeitung "Kommersant", es gebe "mehrere weitere Diplomaten" die nach der Invasion in die Ukraine zurückgetreten seien: "Fast keiner von ihnen hat sich öffentlich dazu geäußert". Ende Februar hatte sich etwa der Leiter der russischen Delegation beim Uno-Klimatreffen, Oleg Anisimow, für den Angriff entschuldigt, wie "Washington Post" und AFP berichteten.
spiegel.de, br.de (Foto: Facebook)