
Lese-Tipp: Franz Josef Wagner vermochte es, "in den kürzesten Sätzen, die sich bilden ließen, das gesündeste Volksempfinden zu artikulieren", schreibt Willi Winkler in seinem Nachruf in der "Süddeutschen". Wagner, der Kriegsreporter in Vietnam und Ägypten war, "beherrschte das Kriegführen zu Hause aber genauso gut", seine "Blattmacherkünste waren legendär". "Wagner wäre bestimmt lieber Hemingway gewesen", mutmaßt Winkler, den Höhepunkt seiner Laufbahn erreichte er jedoch als "Briefonkel" von "Bild", wo er "unbehelligt von gutem Geschmack und redigierenden Eingriffen" schreiben konnte. Er "brillierte in der kleinen Form, weil ihm da nichts peinlich war". Micky Beisenherz attestiert Wagner: "Man verehrte und verfluchte Sie, meist für dieselben Texte", die oft ein "Assoziationsgewitter" waren. "Hoch emotional. Subjektiv wie ein Urlaubstag im Spätherbst. Filterlos wie die Gitanes neben der Schreibmaschine, aus der Ihre Texte quollen."
sueddeutsche.de (€, Winkler), sueddeutsche.de (€, Beisenherz)
(Foto: IMAGO / Strussfoto)