Steffen Seibert gibt dem “SZ-Magazin” Einblicke in seine Dienstzeit.

Bewegte Jahre: Ex-Regierungssprecher Steffen Seibert vermisst den täglichen Informationsfluss mehr als seine ehemalige Vorgesetzte, erzählt der 61-Jährige im ersten großen Interview nach Ende seiner Dienstzeit dem "SZ-Magazin". Angela Merkel habe er nach Amtsende schon privat getroffen. Gewöhnungsbedürftig sei aber das Gefühl, dass der Nachrichtenstrom nun in die entgegengesetzte Richtung fließt: "Ich muss mich bemühen, an Informationen zu gelangen, vorher kamen sie zu mir."

Seibert beschreibt Abende mit unvorhersehbaren Entwicklungen als nervenzehrender als den Tag, an dem der NSA-Abhörskandal bekannt wurde: "Man sitzt mit seiner Frau im Restaurant und hofft: Lass es nicht größer werden, lass es kein terroristischer Anschlag sein." Die ständige Verfügbarkeit und die Angst, eine Nachricht zu verpassen oder das Diensthandy zu verlieren, beschreibt Seibert in der Retrospektive zwar als kräftezehrend aber nicht als Knockout fürs Privatleben. Letzteres ist Seibert sogar beinahe mal passiert.

"Wenn ich jetzt mit der S-Bahn durch Berlin fahre, bin ich manchmal der Einzige, der nicht auf sein Handy, sondern aus dem Fenster schaut", beschreibt er den neuen Luxus, auch mal nicht erreichbar sein zu können. Die richtige Garderobe für den neuen Lebensabschnitt hat Seibert von seinen Team zum Abschied geschenkt bekommen: Eine Jogginghose. (AP Photo/Steffi Loos, Pool)
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