“Manager Magazin”: Mathias Döpfner will womöglich Springers “deutsche Wurzeln weit­gehend kappen”.

Goodbye Germany? Das "Manager Magazin" berichtet in seiner Titel­­geschichte zu Mathias Döpfner über "interne Pläne, die öffentlich bislang nur bruch­­stück­­haft kommuniziert werden". Ihnen zufolge sollen die US-Marken Politico und Business Insider "den Kern des neuen, voraus­­sichtlich wieder börsen­­notierten Springer-Konzerns" bilden. In dieser Vision würde Döpfner "sogar das lange Undenkbare wagen: die deutschen Wurzeln weit­­gehend zu kappen". Kurz­­fristig stehe an, die Stellen- und Immobilien­­portale an die Börse zu bringen, um den Investoren KKR und CPPIB stück­­weise Anteile abzu­kaufen.

Das Geschäft der "Bild"/"Welt"-Gruppe bewerten "Manager Magazin"-Redakteurin Christina Kyriasoglou und Chef­redakteur Martin Noé als "eine kapital­markt­mäßig fast zu vernach­lässigende Größe – spätestens seit dem Scheitern von Bild TV". Früher habe es "satt dreistellige Mio-Gewinne" gegeben, die nun am Sinken seien und internen Kalkulationen zufolge auf dem jetzigen Kurs in fünf Jahren "bei null" stünden.

Kyriasoglou und Noé lauschen im Beiwerk des Artikels zudem ausführlich dem Springer-Flur­funk und schreiben etwa von entsetzten Reaktionen auf die Berufung des künftigen "Bild"-Chef­redakteurs Robert Schneider. Ihn beschreiben sie als "Freund des Berliner Nacht­lebens", der öfter mit dem geschassten "Bild"-Chef Julian Reichelt gesehen wurde. Döpfner selbst werfen Kyriasoglou und Noé "ausgelebten Hedonismus" vor, der eher an einen "Investmentbanker der 80er Jahre" erinnere als an die Unternehmens­kultur moderner Welt­konzerne. Und sie mutmaßen über eine mögliche Nachfolge, sollten weitere Skandale wie der um Reichelt den Verlag erschüttern. Übernehmen könnte demnach Jan Bayer, der intern als "großartiger Mann fürs Operative" und "völlig uneitel" gelte.

Zumindest unangenehm könnte Döpfner ein alter Bekannter werden: Benjamin von Stuckrad-Barre, lange mit ihm befreundet, soll eine Figur seines im April erscheinenden Romans an dem Springer-Chef orientiert haben. Der Autor habe mehreren Gesprächs­­partnern des "Manager Magazins" Recherche-Anfragen zu Döpfner zukommen lassen. Inhalt und Titel des Buches sind noch unbekannt. Eine SMS an den Autor hatte Döpfner 2021 in Erklärungs­not gebracht. Auch die "Wirtschafts­woche" blickt heute auf den Stand von Döpfners trans­atlantischen Träumen.
manager-magazin.de (€), wiwo.de (€)

Update: 19.2.2023:
Im Text des "Manager Magazins" ist von "dreistelligen Gewinnen" die Rede, wie gehen davon aus, dass Mio-Gewinne gemeint sind.