Schweigt nicht: Die russische Journalistin Marina Owsjannikowa berichtet ab sofort als freie Korrespondentin für die "Welt", u.a. aus der Ukraine und Russland. In ihrer neuen Rolle schreibt sie für die Zeitung und soll regelmäßig dem Nachrichtensender des Mediums zugeschaltet sein. Owsjannikowa hat Mitte März während einer Live-News-Sendung beim größten halbstaatlichen Senders in Russland, Channel One, ein Protest-Plakat gegen den Ukraine-Krieg in die Kamera gehalten, auf dem stand: "Glaubt nicht an die Propaganda, sie lügen euch hier an." In einem Interview mit dem "Spiegel" sagt Owsjannikowa anschließend, sie sei nun "Feind Nummer Eins hier". Nun könne sie "offen und öffentlich sprechen", weil sie den Punkt überschritten habe, "an dem es kein Zurück mehr gibt".
"Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt sagt, er sei "gespannt auf die Zusammenarbeit". Owsjannikowa habe mit ihrer Aktion "die wichtigsten journalistischen Tugenden verteidigt". Die Journalistin sagt in einem Statement, die "Welt" stehe für "Freiheit" – etwas, das in der Ukraine "von den mutigen Menschen vor Ort gerade so vehement verteidigt wird".
In ihrem ersten Beitrag in der "Welt" schreibt die Journalistin, dass es ihr durch den Krieg in der Ukraine "nicht mehr möglich war, zu schweigen". In den sozialen Medien sei sie seit ihrer Aktion "unglaublichen Belästigungen" ausgesetzt. Ihren Optimismus "habe ich aber nicht verloren".
axelspringer.com, spiegel.de (Paid), turi2.de (Background)