Queerdenken: Nach dem vielfach kritisierten Text zur angeblichen "Transgender-Ideologie" bei ARD und ZDF von fünf Wissenschaftlerinnen in der "Welt" wendet sich Springer-Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner an seine Belegschaft. In einem öffentlichen Statement kritisiert er auf der einen Seite die pauschale Denkweise der Autorinnen, es gebe nur zwei Geschlechter, und verteidigt auf der anderen Seite die allgemeine "Funktion des Gastkommentars" als Beispiel für Meinungsvielfalt des Hauses. Insgesamt sei der Beitrag "unterirdisch", wissenschaftlich "bestenfalls grob einseitig" und habe einen Ton, der "oberflächlich, herablassend und ressentimentgeladen" sei. Dass die Uhlala-Group Springer deshalb von der queeren Jobmesse Sticks & Stones ausschließt, sieht Döpfner jedoch kritisch: Weil ein Gastbeitrag externer Autorinnen eine "für die Organisation inakzeptable Position vertritt, werden knapp 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Unternehmens pauschal in Mithaftung genommen".
Döpfner appelliert an Uhlala-Geschäftsführer Bruce Cameron, die Ausladung zurückzunehmen: "Wir jedenfalls wären gerne dabei, weil uns die Sache, die die Messe vertritt, wirklich am Herzen liegt." Für Menschen aus der LGBTIAQ*-Community sei der Text eine "Verletzung und Zumutung". Immer häufiger werde bei Debatten "nicht mehr widersprochen, nicht mehr miteinander geredet, sondern einfach ausgegrenzt", schreibt Döpfner. Ausgrenzung verhindere aber eine Debatte und fördere Intoleranz, so Döpfner. Die Redaktion habe Cameron eingeladen, eine "ausführliche Gegenposition" in der "Welt" zu vertreten: "Ich hoffe und wünsche mir, dass er sie annimmt."
Derweil dröselt das NDR-Medienmagazin "Zapp" bei Instagram und Twitter die Mängel des "Welt"-Gastbeitrags auf. Ständig würde fälschlicherweise behauptet, Kinder seien die Zielgruppe der Öffentlich-Rechtlichen – obwohl im Text häufig Kanäle vom Jugend-Netzwerk Funk zur Debatte stehen. Anders als behauptet würde in der erwähnten "Sendung mit der Maus" über trans Frau Katja nicht "vollkommen unkritisch" für das geplante Selbstbestimmungsgesetz geworben – einfach deswegen, weil das Gesetz darin kein einziges Mal zur Sprache kommt. Bis auf den Jugendpsychiater Dr. Alexander Korte habe zudem keiner der Autorinnen einen fachlichen Bezug zum Thema. Schon 2019 hätten drei führende Wissenschaftlerinnen Korte vorgeworfen, eine Einzelposition zu vertreten, die zu Stigmatisierung und Diskriminierung von Transmenschen führen könne.
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