Mathias Döpfner schwört seine Verleger ein.

Kongress des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger
Leit- statt Loser-Medien: Mathias Döpfner fordert in seiner ersten Hauruck-Rede als BDZV-Präsident eine neue europäische Medienpolitik. Er schwört die Verleger 54 Minuten lang auf die Schlacht mit den Social-Media-Giganten ein - und stichelt gegen ARD und ZDF. "Social Distribution" sei der Vertriebsweg der Zukunft. Die Politik müsse den Rahmen schaffen, damit Journalismus auch dort als Produkt funktioniert.

Döpfners Kernthesen:
"Journalisten sind diejenigen, die so lange das Bild zurechtrücken, bis es mit der Wirklichkeit übereinstimmt."
Der Springer-Chef leitete seine Rede beim Zeitungskongress in Berlin mit einem Lob des Journalismus ein. Journalisten seien jene Berufsgruppe mit einem besonders hohen Ethos - das habe auch die Silvesternacht von Köln gezeigt. Die Presse habe kollektive Fehler begangen, aber diese Fehler eingeräumt und aufgearbeitet - im Gegensatz zu Polizei und Politik.

"Gewinn ist nicht alles, aber ohne Gewinn ist alles nichts."
Ohne ein Geschäftsmodell könne der Journalismus seine gesellschaftskritische Rolle nicht behalten. Journalismus müsse auch Produkt, ein Geschäft bleiben, sagte Döpfner. Nur auf andere Geschäftsfelder zu setzen, sei eine Subventionierung des Journalismus.

"Wir wollen nicht systemrelevant sein, sondern relevant für das System."
Döpfner erteilte einer staatlichen Hilfe für angeschlagene Presseverlage eine Absage auf ganzer Linien. Dies sei seine "absolute Horror-Vision". Ein Dreieck aus Staatsfernsehen, Staatspresse und Internet-Monopolist erinnere an George Orwell oder Nordkorea. Döpfner wetterte, der Staat schmeiße Verlagen oft Knüppel zwischen die Beine und komme auf der anderen Seite mit solchen Hilfsangeboten.

"Social Distribution ist der Vertriebsweg der Zukunft."
Döpfner rief die Anwesenden auf, den Vertrieb auf Facebook als entscheidendes Feld zu begreifen. Deshalb lenkte er den Blick auf die Rolle von Facebook. Medien sollten ein solches Unternehmen nicht als Verleger anerkennen, sondern als digitale Vertriebsplattform wie ein Grosso. Die deutschen Verlage müssten ihre Marken stärken. Nicht Facebook sei der Absender von Journalismus - auch wenn viele Menschen meinten, sie hätten etwas "auf Facebook gelesen".

Die "tägliche Enteignung von Verlagen im Internet".
Als neuer Chef des BDZV schwor Döpfner die Verlage zur Schlacht gegen Facebook und Co. ein, für die es eine international entwickelte Regulierung brauche - eine "neue Medienpolitik". Konkret meint das ein europäisches Urheberrecht, um geistiges Eigentum umfassend zu schützen. Einen deutlichen Warnschuss gab er auch in Richtung der Öffentlich-Rechtlichen ab. Das System verweigere hartnäckig Reformen. Wenn dies so weitergehe, deutete er an, müsse womöglich die Beitragsfinanzierung infrage gestellt werden. (Foto: Maurizio Gambarini / dpa / Picture Alliance)
twitter.com (54-Min-Rede als Periscope-Stream), presseportal.de

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