Medienecho zum Wahl-Triell bei RTL: So lief der Schlagabtausch zwischen Baerbock, Laschet und Scholz.

Wahlkampf: Zum ersten Mal ist am Sonntag ein Wahl-Triell bei RTL und ntv statt der sonst üblichen TV-Duelle zu sehen gewesen. Rund zwei Stunden lang haben sich die drei Kanzlerkandidatinnen Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet den Fragen von RTL-Neuzugang Pinar Atalay und Nachrichten-Urgestein Peter Kloeppel gestellt. Beim Thema Corona herrscht weitestgehend Einigkeit, alle drei schließen beispielsweise einen weiteren Lockdown aus. Anders sieht das z.B. schon bei Steuerfragen aus: Während Scholz und Baerbock höhere Steuern für Besserverdienende wollen, findet Laschet solche Pläne "geradezu töricht". In Sachen Klimaschutz sprechen sich Laschet und Scholz gegen Verbotsmaßnahmen aus, Baerbock dagegen plädiert etwa für das Ende des Verbrenners bis 2030.

Ralf Schuler schreibt in der "Bild", dass sich alle drei Triell-Teilnehmenden "nichts geschenkt" hätten, insbesondere Laschet sei im "Angriffsmodus" gewesen. Der Unions-Kandidat sei sogar "der Angriffslustigste" gewesen, schreiben Georg Ismar und Felix Hackenbruch im "Tagesspiegel" – "mitunter aggressiv, aber gut vorbereitet". Scholz habe er mit der "Zerstrittenheit der SPD bei Rüstungsthemen" gepiesakt und Baerbock habe er mehrmals "fehlende inhaltliche Tiefe" vorgeworfen. Scholz habe eine "staatsmännischer Attitüde" an den Tag gelegt und deutlich länger gebraucht, um in den Abend hineinzufinden.

"taz"-Autor Stefan Reinecke fehlt ein "strittiges Schlüsselthema", manches habe daher "diffus" gewirkt. Baerbock habe aus seiner Sicht zwar keinen Fehler gemacht, "aber es gibt auch keinen Satz, der wirklich nachhallen würde". Scholz habe vor allem auf "undramatische positive Botschaften" gesetzt. Die Dreierkonstellation habe das Format "spürbar aufgelockert", analysiert die "Zeit". Anders als in der Merkel-Ära sei es kontroverser zugegangen: "Durchaus hart, aber sachlich und keineswegs nur oberflächlich." Manche Frage von Atalay und Kloeppel habe allerdings für Verwunderung gesorgt, schreibt Alexander Krei bei DWDL – wie zum Beispiele jene, ob Wählerinnen ihren Urlaub besser an der Ostsee oder auf Malle verbringen sollten. Alles in allem sei das Triell aber sehenswert gewesen, weil es sich "über weite Strecken hinweg" auf Inhalte konzentriert habe. RTL habe damit einen "wohlwollenden Kontrast" zum bisherigen Wahlkampf geboten, bei dem es bisher überwiegend um "Fehltritte oder Fettnäpfchen" statt um eine inhaltliche Auseinandersetzung gegangen sei.

TV-Zuschauende sehen Olaf Scholz als Sieger des Wahl-Triells, sagt eine Forsa-Schnellumfrage unter 2.250 Befragten: 36 % stimmen für ihn, 30 % für Annalena Baerbock und 25 % für Armin Laschet. Die restlichen 9 % sehen keinen der Drei als Gewinnerin. Für Belustigung sorgt derweil bei Twitter eine technische Panne im RTL.de-Livestream. Bei der Analyse-Sendung nach dem Triell war zu hören und zu sehen, was in den Werbepausen im Studio vor sich geht.
n-tv.de (Zusammenfassung), presseportal.de (Umfrage), youtube.com (Mitschnitt, 114-Min-Video), Foto: Jörg Carstensen/RTL