Meduza kann ohne Hilfe nicht mehr lange überleben.


Überlebenskampf: Meduza, unabhängiges russischsprachiges Online-Magazin, kämpft ums Überleben und ist so "bedroht wie nie", sagt Chefredakteurin Galina Timtschenko im "Spiegel"-Interview: "Ohne Hilfe haben wir noch drei, maximal vier Monate." Man benötige nun dauerhafte Unterstützung. Meduza ist in Russland wie viele andere Kreml-kritische Medien gesperrt. Trotzdem erreichen die Meduza-Texte noch die Menschen im Land: "Besser, als wir dachten." Vor dem Krieg habe man monatlich zwischen 12 und 20 Mio Leserinnen gehabt, 64 % davon aus Russland. Nun beobachte man, wie "die Leute sich anpassen". So seien die Zugriffszahlen aus den Niederlanden binnen drei Wochen um 400 % angestiegen – ein Indiz dafür, dass russische Userinnen über Umwege wie etwa VPN-Netzwerke auf die Seite gehen. "Auch auf winzigen Pazifikinseln scheint Meduza plötzlich beliebt zu sein."

Angesprochen darauf, wie es in der derzeitigen Kriegs-Situation um den russischen Journalismus steht, gibt Timtschenko ein ernüchterndes Fazit ab: "Es gibt keinen Journalismus in Russland mehr", bilanziert sie. "Alles, wofür wir jahrelang gekämpft haben, wurde in nur einem Monat zerstört." Drei bis fünf Meduza-Journalistinnen seien noch in der Ukraine vor Ort, "deutlich mehr in Russland". Zudem seien "viele unserer Kolleginnen und Kollegen im Exil oder leben im Ausland".
spiegel.de (Paid)
(Foto: IMAGO / Russian Look)