“Menschen mögen Brüche” – Henning Beck über Fernsehformate und Freiheit.


Fernseh-Forschung für Fortgeschrittene: "Alle tollen Format-Ideen haben einen Bruch, etwas Unerwartetes, was es vorher nicht gab", erklärt Henning Beck im Video-Interview von "Horizont" und turi2.tv am Rande des AGF Forums in Frankfurt. Das gelte auch für gute Werbung. Dieses "Unerwartete" lässt sich – trotz KI und digitaler Vermessung der Welt – nicht digitalisieren, ist der Neurowissenschaftler überzeugt. Zuschauer-Zahlen lassen sich super auswerten, aber "alles, woran sich keine Kennzahl schreiben lässt, ist nicht digitalisierbar", erklärt Beck und denkt an Kreativität oder an das Gefühl, mit dem ein TV-Programm das Publikum zurücklässt.

Außerdem erklärt Beck, was im Gehirn passiert, wenn der Fernseher oder das Handy Bewegtbild abspielen: Das Publikum konsumiert nicht nur, im Idealfall werde es mit auf eine "gedankliche Reise" genommen. "Menschen simulieren die TV-Welt in ihrem Kopf und werden so Teil des Geschehens", sagt Beck. Allerdings gebe es Unterschiede zwischen großen Formaten wie Kino und TV und kleinen Screens wie Tablet und Handy. Bei Live-Sendungen und im Kino hat das Publikum keine Kontrolle, etwa weil es sich an Sendezeiten und Startzeiten halten muss. Streaming funktioniere auch deswegen so gut, weil es dem Publikum die Macht gibt – über das Programm, die Startzeit und Unterbrechungen.
turi2.tv (9-Min-Video auf YouTube)