“Mir ist bewusst, dass ich im Glashaus sitze” – Warum Omnicom-Chef Manfred Kluge jetzt für freie Medien trommelt.


Medienfreiheit & Media: Freie, sichere und nachhaltige Medien sollten das 18. der bisher 17 Entwicklungsziele der UN werden. Diese Forderung stellen nicht etwa Medien-Gewerkschaften in Sonntagsreden, sondern ausgerechnet Media-Agenturchef Manfred Kluge. Der Chairman der Omnicom Media Group in Deutschland unterstreicht im Video-Interview am Rande des AGF-Forums in Frankfurt allerdings, dass nicht seine Firma, sondern er und weitere Privatpersonen aus der Media-Welt hinter der Initiative 18 stehen. Die großen Media-Agenturen, denen es im Alltag vor allem um Reichweite und günstige TKPs geht, unterstützen die Forderung allerdings, weiß Kluge. Die Zunahme an Desinformation, Hass und Mobbing im Netz sei laut Weltwirtschaftsforum das größte kurzfristige Problem, sagt er im Gespräch mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow. "Das einzige Korrektiv sind Medienvielfalt und freie Medien", so Kluge.

Eine seiner Forderungen ist die "verantwortungsvolle Allokation von Werbebudgets" – oder im Klartext: Werbekunden sollten sich bewusst darüber sein, dass sie mit der Verteilung ihrer Budgets eine Verantwortung dafür haben, dass Qualitätsmedien funktionieren. Eine Forderung, die Julia Jäkel, damals noch als Chefin von Gruner + Jahr, schon vor Jahren ausgab und mit der sie vor allem bei Media-Agenturen auf wenig Gegenliebe stieß. "Wir dürfen nicht mehr so blauäugig sein wie in der Vergangenheit", sagt Manfred Kluge heute selbstkritisch. Positiv hebt er die Rolle der AGF hervor, die Bewegtbild unabhängig und transparent messe – anders als die Plattformen, die ihre eigenen, oft intransparenten Metriken verwenden würden. Zudem wünscht er sich eine neue Metrik, die auch die Qualität der Medien und nicht nur deren Reichweite berücksichtigt.
turi2.tv (8-Min-Video auf YouTube), initiative18.org

(Foto: turi2)