Nach Yücel-Abgang: Das gesamte PEN-Präsidium tritt zurück.


Dominoeffekt: Nach dem Abgang des Journalisten Deniz Yücel als PEN-Präsident tritt am Samstagmorgen auch das verbliebene Präsidium inklusive Vizepräsident Ralf Nestmeyer und Beisitzer Christoph Links zurück. Der Schrift­steller Josef Haslinger wird bei der Mitglieder­versammlung in Gotha mit großer Mehrheit interimsweise an die Spitze gewählt. Er war von 2013 bis 2017 bereits PEN-Präsident und will nun "einen Neustart" vorbereiten. Der ist für viele Mitglieder Voraussetzung, weiterhin in der Vereinigung zu bleiben. Für die Schrift­stellerin Thea Dorn etwa mache der Verbleib nur Sinn, wenn sich PEN "radikal neu" aufstelle. Die Schriftstellerin Ursula Krechel kündigt an, ihre Ehren­präsidentschaft ruhen zu lassen und der Autor Daniel Kehlman sagt, es gebe "gottlob noch andere Organisationen, mit denen man verfolgten Schriftstellern helfen" könne.

Yücel ist am Freitag überraschend als PEN-Präsident zurück- und aus dem Verband ausgetreten. Er wolle nicht "Präsident dieser Bratwurstbude sein". Yücel galt in der Vereinigung als umstritten. Im April hatten ihm 36 Mitglieder einen "autoritären Führungsstil" vorgeworfen. Der Journalist war im Oktober 2021 zum Präsidenten ernannt worden.
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