Netz-Aktivisten sprechen sich gegen Corona-App aus, auch Bundesregierung ist uneinig.


App-stimmungsproblem: Der Chaos Computer Club und weitere Netz-Initiativen schließen sich dem Chor der Kritiker an einer Corona-App nach dem Pepp-PT-Standard an, den das Bundeskanzleramt und Gesundheitsminister Jens Spahn favorisieren. Dabei generiert ein zentraler Server ständig wechselnde pseudonyme IDs für alle App-Nutzer*innen und berechnet bei Bedarf, wer einen potenziell gefährlichen Kontakt zu einer infizierten Person hatte. Kritiker stört daran vor allem die zentrale Speicherung der Daten. In einem offenen Brief an die Bundesregierung äußern die Netz-Aktivisten "großes Unverständnis" über die Entscheidung für Pepp-PT, weil dieser Standard "der problematischste unter den vorliegenden Entwürfen" sei. Technisch ausgereiften und datenschutzrechtlich unbedenklicheren Ansätzen sollte "unbedingt der Vorzug gegeben werden". Ansonsten drohe eine "Bruchlandung".

Auch die Bundesregierung ist sich uneins über die Anforderungen an eine Corona-App, berichtet der "Spiegel". Das Bundes­innen­ministerium präferiere - anders als Merkel und Spahn - eine dezentrale Lösung. Zudem müsse zunächst geklärt werden, was mit den Apps erreicht werden solle und wer die Daten nutzen dürfe. Bei einer dezentraler Speicherung würden die IDs auf den Smartphones der Nutz*innen selbst generiert. Auch die Risikobewertung würde auf dem Gerät stattfinden. Bereits Anfang der Woche hatten rund 300 Wissenschaftler*innen vor einer möglichen Überwachung durch Corona-Apps gewarnt.
zeit.de, ccc.de (CCC), magazin.spiegel.de (Politik, Paid), turi2.de (Background Wissenschaftler)