“New York Times” hat sich von einem “IS”-Betrüger täuschen lassen.


Ausgetrickst: Die "New York Times" ist einem Schwindler auf den Leim gegangen, der sich als Kämpfer des sogenannten "Islamischen Staats" ausgegeben hat. Die Zeitung hat mit ihm den mehrteiligen Podcast "Caliphate" produziert, der millionenfach gehört und sogar mit dem Peabody Award ausgezeichnet wurde. Eine interne Untersuchung der "NYT" kam zu dem Schluss, dass die blutrünstigen Geschichten des Protagonisten Shehroze Chaudhry gelogen waren. Schon zuvor war er in seiner Heimat Kanada festgenommen und wegen "geschwindelter terroristischer Taten" angeklagt worden.

Nach seiner Rückkehr vom Studium an der pakistanischen Universität in Lahore 2016 hatte Chaudhry behauptet, in Syrien beim "IS" gewesen zu sein. Auf Facebook schrieb er: "Ich bin der größte Stachel im Fleisch der hiesigen Ungläubigen." Währenddessen arbeitete er jedoch weiter im Familiengeschäft in einem Vorort von Toronto.

"NYT"-Chefredakteur Dean Baquet sagt im Interview mit dem National Public Radio dazu: "Hier hat nicht eine einzelne Reporterin versagt, sondern das ganze Haus." Und weiter: "Wir waren in die Tatsache verknallt, dass wir ein IS-Mitglied gefunden hatten, das in der Lage war, sein Leben im Kalifat und seine Verbrechen zu schildern. Wir waren so verknallt, dass wir auch nicht aufmerksam wurden, als wir Beweise dafür hatten, dass er einiges erfunden hatte."
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Mitarbeit: Maria Gramsch