OBS-Studie zur Wirtschaftsberichterstattung: ARD und ZDF orientieren sich an Bundespolitik, Magazine greifen überwiegend Verbraucherthemen auf.


Viel, aber wenig vielfältig: Die wirt­schafts­politische Bericht­erstattung von ARD und ZDF nimmt zwar rund ein Fünftel der Sende­zeit in Nachrichten sowie politischen Magazinen und Talkshows ein, ist jedoch stark von der Bundes­politik getrieben und greift nur selten Themen abseits der Aktualität auf, urteilt die Studie "Viel Kraft – wenig Biss" von Otto Brenner Stiftung und DGB. Daneben präge insbesondere die makro­ökonomische Entwicklung wie Konjunktur und Inflation die Bericht­erstattung, ausgelöst durch neue Zahlen und Prognosen. Um Tarif­politik gehe es nur bei konkreten Ereignissen wie Streiks oder Tarif­abschlüssen, danach verschwänden die Themen rasch wieder aus dem Fokus. Weit­gehend "unter­belichtet" bleibe in der Bericht­erstattung die internationale Dimension der Wirt­schaft.

Für ihre Analyse haben die Studien-Autoren Henrik Müller und Gerret von Nordheim 5.778 Sendungen mit 3.380 Stunden Programm aus den Zeit­raum von September 2022 bis Februar 2023 ausge­wertet. Bei den Wirt­schafts­magazinen von ARD und ZDF beobachten sie, dass diese ihr Publikum über­wiegend als Konsumenten adressieren. 65 % der unter­suchten Programm­inhalte befassten sich mit Verbraucher­themen. Die Arbeitswelt spiele thematisch "keine prägende Rolle". Nur selten fänden Konfrontationen mit Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft statt. Ein umfang­reiches Verständnis für wirtschaftliche und wirt­schafts­politische Zusammen­hänge sei "kaum erklärtes Ziel", so das Urteil. Zur Abhilfe schlagen Müller und von Nordheim ein "Ständiges Wirtschaftspolitisches Format" vor, das in den Wirt­schafts­magazinen laufen und gebündelt in den Mediatheken angeboten werden könnte.
otto-brenner-stiftung.de

(Fotos: Symbolbild Robert Habeck: Alessandra Schellnegger / SZ Photo / Picture Alliance; Studiencover: Otto Brenner Stiftung)