OBS-Trendreport kritisiert Umgang der Medien mit Gewalt gegen Frauen.

Zu langsam, zu wenig: Bei der Bericht­erstattung über Gewalt gegen Frauen "verbleibt die Mehrheit der Artikel auf der Ebene reiner Einzel­fall­beschreibung", kriti­siert der Trend­report "Tragi­sche Einzel­fälle?", der Otto Brenner Stiftung. Struktu­relle Gründe für Gewalt gegen Frauen würden ebenso kaum thema­tisiert wie Präven­tions­maß­nahmen oder Lösungs­ansätze. 50 % der Artikel zu Partner­schafts­gewalt fokus­sieren sich demnach auf die Täter-Perspek­tive, nur 10 % auf das Opfer. In ledig­lich etwa 2% der Artikel werde auf Hilfs­angebote für Betrof­fene hin­gewiesen. Zudem gebe es eine "über­propor­tionale Fokus­sierung auf Tötungs­delikte", andere Gewalt­formen seien unter­repräsen­tiert. Der Report befasst sich mit dem Zeit­raum zwischen 2020 und 2022. Verglichen mit einer ersten Erhebung über die Jahre 2015 bis 2019 habe sich "nur wenig geändert. Und das ist ein Problem", sagt Studien-Autorin Christine Meltzer. "Gleich­wohl seit Jahren zahl­reiche Empfeh­lungen und Leit­fäden vorliegen, finden Verbesse­rungen im Sinne einer würdigen Bericht­erstattung nur langsam statt", bilan­ziert das Papier.
otto-brenner-stiftung.de

(Foto: IMAGO / Hanno Bode)