Wumms gegen Springer: Olaf Scholz schießt im Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" gegen seinen Kontrahenten Friedrich Merz und die "Bild"-Zeitung. In dem Gespräch mit Chefredakteur Lars Haider nennt der Kanzler Springers Boulevard-Blatt "die Presseabteilung der CDU". Als Beleg dient ihm die Beobachtung, dass Verhandlungs-Positionen von Merz bereits im Vorfeld von politischen Gesprächen öffentlich in Zeitungen als unverhandelbar nachzulesen gewesen seien, mit denen Merz "eng kooperiert": "Da gibt’s ja eine mit vier Buchstaben – Presseabteilung der CDU." Dabei sei es um Verhandlungen zwischen der Regierung und der Union in Fragen der Migrationspolitik gegangen.
Im weiteren Gespräch zwischen Haider und Scholz geht es stellenweise um politische Kommunikation. So erklärt der Kanzler, dass er bei der öffentlichkeitswirksamen Entlassung von FDP-Chef Christian Lindner als Finanzminister keineswegs "beleidigt" oder "hysterisch" gewesen sei: "Ich war zornig." Auf Nachfrage erklärt Scholz, dass er durchaus öfter als alle vier Jahre einmal zornig werde – "aber Sie bekommen das nicht immer mit".
Im Zusammenhang mit der Frage nach einer Absenkung des Wahl-Alters für die Bundestagswahl auf 16 Jahre, die der Kanzler befürwortet, spricht er auch über die heute fragmentiertere Medienlandschaft. Es würden nicht mehr alle Menschen Zeitungen lesen und Radio hören, zudem gebe es "unglaublich viele soziale Medien". "Es ist schwer hinzukriegen, dass man mit allen im Gespräch ist. Das war schon mal einfacher. Aber das ist etwas, da müssen wir einen Weg finden, wie das gelingt. Ohne, dass wir Kulturpessimisten werden."
abendblatt.de (mit 83-Min-Video)
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