Papst Franziskus gibt der “Zeit” ein Exklusiv-Interview.


Habemus Interrogationem: "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo hat als erster deutscher Journalist ein Interview mit Papst Franziskus geführt. Nach langer Anbahnung und der Bitte um absolute Verschwiegenheit sei die Einladung zum Gespräch, das bis zum Treffen einer "geheimen Staatssache" glich, letztlich vom Papst persönlich gekommen. In einem Besprechungsraum im Vatikan, der "weniger repräsentativ kaum sein könnte", haben Franziskus und di Lorenzo das Gespräch auf Italienisch geführt. Der Papst selbst habe das Interview autorisiert, indem er die deutsche Übersetzung mit der Originalversion verglichen habe, die ein Mitarbeiter aufgenommen hatte. Die Redigaturen waren, schreibt di Lorenzo, "sehr viel sparsamer und verhaltener als all das, was wir bei der 'Zeit' in der Regel von Politikern zurückbekommen".

Papst Franziskus habe "langsam, mit großer Konzentration und Vitalität, aber mit so leiser Stimme" gesprochen, dass es schwergefallen sei, "ihm ohne Nachfragen bis in die letzte Nuance zu folgen". Der Pontifex gibt sich in dem Gespräch bescheiden und sagt, er sei "ein ganz normaler Mensch", "kein bisschen ungewöhnlicher als andere". Den Priestermangel erkennt er als Problem, ein "freiwilliges Zölibat" sei dafür aber "keine Lösung". Eifersucht, Neid und Kriege sieht Franziskus als Werke des Teufels, von dessen Existenz er überzeugt ist. Wütend mache ihn, wenn "die Heilige Mutter Kirche, meine Mutter, meine Braut, sich nicht so verhält, wie es das Evangelium vorgibt".
"Zeit" 11/2017, S. 13 (Paid)

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