Patricia Schlesinger gibt den ARD-Vorsitz ab.


Stecker gezogen: RBB-Intendantin Patricia Schlesinger gibt ihr Amt als ARD-Vorsitzende ab. Zur Begründung sagt sie: "Die öffentliche Diskussion um in meinen Verantwortungsbereich fallende Entscheidungen und Abläufe im RBB berührt inzwischen auch die Belange der ARD." Die Geschäftsleitung des RBB sowie sie selbst sähen ihre Aufgabe nun darin, "zur Aufklärung dieser Vorwürfe beizutragen". Der WDR-Chef und stellvertretende ARD-Vorsitzende Tom Buhrow übernimmt die laufenden Amtsgeschäfte der ARD. Einen neuen Vorsitz könnte die ARD-Hauptversammlung im September bestimmen – voraussichtlich wird das SWR-Intendant Kai Gniffke, der den Vorsitz ab 2024 übernehmen sollte. Er wäre ab dem Jahreswechsel im Amt.

Hans-Jürgen Jakobs schreibt im Morning Briefing vom "Handelsblatt" unter Berufung auf Whistleblower, dass sich die Geschäftsleitung des RBB 2021 "angeblich" einen Jahresbonus zahlen ließ. "Nicht wenige wetten deshalb darauf, dass Schlesinger auch an der Spitze des RBB nicht zu halten ist."

Schlesinger reagiert mit ihrem Rücktritt auf Compliance-Vorwürfe, die "Business Insider" thematisiert hatte – u.a. geht es um einen stark rabattierten Dienstwagen und teure Abendessen. Der DJV begrüßt ihren Schritt, Bundesvorsitzender Frank Überall stellt aber auch Schlesingers Führungsposition im RBB in Frage: "Die Journalistinnen und Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks brauchen eine Führungsfigur an ihrer Spitze, die sich auf die Zukunftssicherung der Rundfunkanstalten im Mediengeschäft konzentrieren kann und sich nicht dauernd mit Vorwürfen über die eigene Amtsführung auseinandersetzen muss. Ob Frau Schlesinger dieser Herausforderung gewachsen ist, sollte sie selbstkritisch prüfen."
tagesschau.de (ab Min. 11), presseportal.de, handelsblatt.com (Jakobs), djv.de (Statement Überall) spiegel.de, turi2.de (Background)

Foto: Holger Talinski