“Diversity-Training bei Springer ist der Horror-Job der Woche.” – Peter Wittkamp über Springer, Twitter und Witze mit Haltung.


Nicht käuflich: "Ich habe nicht das Gefühl, dass ich der Öffentlichkeit am Tag drei Scherze schuldig bin", sagt Autor und Gag-Schreiber Peter Wittkamp im turi2 Clubraum. Der Hauptautor der Online-Ausgabe der "heute show" erzählt im Live-Podcast mit Aline von Drateln und Markus Trantow: "Bei Twitter und Instagram mache ich nur Sachen, die mir Spaß machen, wo ich auch Lust zu habe." Zwar empfehle er bei Instagram auch Produkte, die ihm gefallen, manchmal bekomme er auch Geld dafür, räumt aber ein: "Auf dieses dauerhafte Werben hätte ich keine Lust." Selbst für viel Geld käme er sich als Werber z.B. für Joghurt "total dämlich vor".

Stattdessen nutzt Wittkamp seine Reichweite, um Haltung zu zeigen und sich etwa fürs Impfen auszusprechen: "Ich versuche, nicht zu krass zu sein und den Leuten die ganze Zeit meine Meinung aufzuzwingen." Bei Sachen, die ihm wichtig sind, mache er das aber gerne. Dabei erlebt er auch, dass nicht alle Menschen seine gewitzten, teils übertriebenen Botschaften "mit größter Dankbarkeit entgegennehmen". Manchmal erhalte er "auch Nachrichten, wo man ein Ego haben muss, das das auch abkönnen muss".

Die Runde diskutiert auch die Themen der Woche, u.a. die jüngste Entwicklung der Causa Reichelt bei Springer. Trantow stellt die These auf, Mathias Döpfner sollte als Springer-Boss deshalb im Amt bleiben, weil "noch nie irgendwas gutes" daraus geworden sei, "wenn sich reiche Männer mit großem Ego und Sendungs­bewusstsein gecancelt fühlen und in der Schmoll­ecke sitzen". Wittkamp widerspricht: "Döpfner ist zu sehr in feinen Kreisen unterwegs, dass er sich es leisten kann, ein Tichy 2.0 zu werden." Das angekündigte "Diversity und Inklusions-Training" für alle Führungskräfte bei Springer hält Wittkamp für den "Horror-Job der Woche".

Auch mit der These von Aline von Drateln kann sich Wittkamp nur bedingt anfreunden: Sie fordert anlässlich der Diskussion um #diesejungedame, Twitter sollte die Likes wieder abschaffen, damit der Tweet im Vordergrund steht und nicht die Clique rund um die Verfasserin. Ohne Likes verliere Twitter jedoch "ein bisschen die Spannung", meint Wittkamp. "Man schaut ja viele Sachen besonders dann gerne, wenn es schlimm wird: Stichwort 'Bachelor"." Der Twitter-Stream ist für ihn der "'Bachelor' für Intellektuelle".

In zwei Wochen startet Peter Wittkamp bei Steady einen Newsletter mit dem Arbeitstitel "Wittkamps Woche". Geplant ist eine Kolumne im Newsletter-Format, mit drei Ausgaben im Monat, von denen zwei kostenlos sind. Die Dritte bekommt, wer ihn mit rund 5 Euro im Monat unterstützt. Das Medium Newsletter findet er "als Format schon immer total unterschätzt", weil es in Zeiten von Algorithmen eine "wahnsinnig zuverlässige Quelle ist, um Leute zu erreichen". Wittkamp findet es total wichtig, "seine eigene Bubble ein bisschen zu sprengen", indem er z.B. mal eine Zeitung anliest, die er sonst nicht liest.

Im turi2 Clubraum diskutieren im Wechsel Tess Kadiri und Aline von Drateln jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast und einem Mitglied der turi2-Redaktion die Themen der Woche und sprechen über Leben und Werk des Gastes. Am kommenden Freitag ist Social-Audio-Pionier Holger Kahnt zu Gast, Managing Director der Camao AG.
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