Philipp Westermeyer setzt dem großen Egomanen Thomas Middelhoff ein filmisches Denkmal.

Krasser Fall: Philipp Westermeyer wollte schon immer ein Rockstar sein, Thomas Middelhoff ist gerichtsbekannter Egomane - jetzt haben die beiden aus ihrer Passion einen Film gemacht. Pardon: ein nicht ganz so originales "Original", denn Teile der Doku stammen aus einem WDR-Film, der es laut "Welt" nie ins Programm schaffte. Die erste OMR-Produktion ist ein weiterer Schritt für Philipps durch Covid im eigentlichen Event-Geschäft behinderte 120-Köpfe-Firma hin zur Medienmarke, zur w&v der Digitalzeit. Die 57 Video-Minuten entstanden in vielen Treffen nach Middelhoffs Haftentlassung im Jahr 2017. Parallel begann Middelhoff seine Rolle als reuiger Super-Narzist in Buch-, Podcast- und Live-Projekten zu vermarkten.

Der Film besticht durch Nähe und Emotionalität, präsentiert noch nicht gesehenes Bild-Material aus Middelhoffs Leben. Es überwiegt die Sympathie für Middelhoff und das gemeinsame Filmprojekt, Westermeyer ist als Journalist der neueren Art wie viele seiner Podcast-Kolleg*innen ohnehin eher Vernetzer, Selbst- und Fremdvermarkter als harter Aufdecker. Dass er dabei ein sehr passabler Interviewer und Fragesteller ist, darf man Westermeyer bescheinigen.

Bleibt die Frage, ob man Menschen, die ihr überzogenes Selbstbewusstsein und Darstellungsbedürfnis ins Gefängnis gebracht hat, einen Gefallen tut oder eher einen Bärendienst erweist, wenn man sie zum Star einer 57-Minuten-Doku macht. Die Antwort kann sich jeder selbst geben, Premiere ist um hier um 20.15.
turi2 - eigene Beobachtung, youtube.com (57-Min-Video), welt.de