Gute Argumente: Andrea Rexer hat im Job schon immer mit fachlicher Leistung überzeugt, sei es als Journalistin oder heute als Kommunikationschefin der HypoVereinsbank. Noch wichtiger ist ihr aber die Fähigkeit, Menschen für sich zu gewinnen. Dafür hat sie selbst gelernt, einen Gang zurückzuschalten.
Vor gut einem Jahr hat Andrea Rexer im Kommunikations-Team der HypoVereinsbank alle Meetings am Freitag abgeschafft – „damit wir einen Tag haben, an dem wir ungestört kreativ arbeiten können, oder einfach mal das vom Tisch schaufeln können, was sich angesammelt hat“. Die Reaktionen darauf seien „großartig“ gewesen. Das beweist: „Wer Dinge verändern will, muss Neues ausprobieren.“
Dinge verändern, Neues ausprobieren – das macht Rexer schon, bevor sie 2020 Kommunikationschefin bei der Tochter der italienischen Bank Unicredit wird. Parallel zum Studium in Passau lässt sie sich zur Journalistin ausbilden, spezialisiert sich auf Finanzjournalismus und übernimmt schnell Führungsfunktionen bei renommierten nationalen Medien wie der „Süddeutschen Zeitung“ und dem „Handelsblatt“. Bei der „SZ“ wird sie auch Redaktionsleiterin von „Plan W“, einer Wirtschaftsbeilage für Frauen. „Viele jammern, dass es zu wenige weibliche Role Models gebe“, sagt sie damals. „Aber das stimmt nicht. Es gibt sie. Man muss ihre Geschichten nur erzählen.“
Mit ihrem Wechsel in die Unternehmenskommunikation ist Rexer selbst so etwas wie ein Role Model geworden: als Frau, die in der von Männern geprägten Finanzwelt selbstbewusst ihre Chancen wahrnimmt. Den Wechsel auf die andere Schreibtischseite begründet sie offensiv: Bei der HypoVereinsbank ist sie auch für Nachhaltigkeit verantwortlich, sie sieht sich dort als „Teil einer Veränderung zum Besseren“. Als Journalistin habe sie früher hingegen nur hoffen können, dass sich jemand einen ihrer Artikel zu Herzen nimmt und etwas verändert. Rexer rühmt auch die Vielseitigkeit ihres neuen Jobs: „Früher habe ich nur geschrieben, jetzt mache ich Video, Podcast, Texte und Posts.“
Eine Erfahrung hat Rexer auf all ihren Stationen gemacht, egal ob im Journalismus oder in der Unternehmenskommunikation: „Dass es wichtiger ist, auf der menschlichen Seite zu punkten, als mit fachlicher Leistung.“ Ohne die Unterstützung von Menschen bekomme man seine Projekte nämlich nicht durch, auch wenn sie noch so gut sind. „Früher fiel es mir schwer, da einen Gang zurückzuschalten“, gesteht sie ein. „Heute habe ich mehr Geduld.“
3 Karriere-Tipps von Andrea Rexer:
1. Such dir den Job nach der Chefin oder dem Chef aus, nicht nach dem Unternehmen.
2. Nimm dir Zeit, ein Unternehmen kennenzulernen, bevor du große strategische Würfe machst. Sprich dazu nicht nur mit der Chefin, sondern auch mit dem Kantinenmitarbeiter.
3. Lerne dein Geschäft von der Pike auf, statt eine Highflyer-Karriere zu machen. Sonst fehlt dir später die Glaubwürdigkeit, wenn Kolleginnen oder Teams merken, dass du von der eigentlichen Arbeit keine Ahnung hast.
Andrea Rexer im turi2 Jobs Podcast mit Heike Turi
Andrea Rexer
Geb. 1981 in Freilassing
2001 Studium Kulturwissenschaft in Passau
2004 Politikstudium Universität Valparaíso, Chile
2006 Wirtschaftsredakteurin beim Magazin „Profil“ in Wien
2011 Finanzkorrespondentin der „Welt“ in Frankfurt
2012 Leitende Redakteurin Finanzen der „Süddeutschen Zeitung“, später zudem Redaktionsleiterin von „Plan W“
2018 Ressortleiterin Unternehmen und Märkte „Handelsblatt“
2020 Kommunikationschefin der HypoVereinsbank
Foto: Sandra Steh
Dieser Beitrag ist Teil der turi2 edition #18 Kapital – alle Geschichten hier im E-Paper: