Porträt: Carl Achleitner, Trauerredner, Schauspieler und Autor.

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: Mehr als 100 Filmproduktionen und über 3.000 Trauerreden – die Homepage von Carl Achleitner ist zweigeteilt. Links ist er Schauspieler, rechts Trauerredner. Das war nicht immer so. Achleitner wird streng katholisch erzogen, stottert und hat Schwierigkeiten in der Schule. Mit 15 Jahren geht er bei einem Linzer Theaterrestaurant als Koch und Kellner in die Lehre. Währenddessen packt ihn das Schauspielfieber. 1985 beginnt er seine Schauspielausbildung, zunächst in Zürich, später in New York.

Von Theater, Filmset und TV-Ruhm bis hin zu Monaten mit schlafraubenden Existenzängsten – Achleitner begegnet nicht nur den schönen Seiten der Branche. Der frischgebackene Vater zweifelt an "der nachhaltigen Sinnhaftigkeit seines Lebensentwurfes". Als seine Frau Ann-Birgit ihm den Beruf des Trauerredners vorschlägt, ist er zunächst mehr als skeptisch. "Kann ich das? Will ich das? Mich täglich mit dem Tod befassen, wo das Leben doch so schön ist?"

Trauer hat, wie die Schauspielerei, viele Gesichter: Leugnung, Verzweiflung, Wut, Unbeholfenheit, Dankbarkeit, Liebe – Carl Achleitner kennt sie alle. Er will Trauernden zur Seite stehen und ihnen mit Empathie begegnen. Dabei helfen auch Humor und Leichtigkeit. "Alles, was ich als Trauerredner für die Arbeit brauche, bin: Ich. Das aber ganz", lässt er wissen. Sein Beruf beanspruche die emotionale, mentale, intellektuelle und körperliche Ebene. Und gelegentlich auch die Nerven: "Ich habe gefühlte 2.000 Mal Andreas Gabaliers ‚Amoi sehn wir uns wieder‘ gehört. Das ist hart".

Achleitner will, dass sich die Trauernden nach seiner Rede ein wenig besser fühlen. Er möchte die Hinterbliebenen tröstend in ihr Leben zurückbegleiten und idealerweise "auch unsympathische Verstorbene oder Hinterbliebene zufriedenstellen". Damit habe er seine Berufung gefunden. Zwischen Filmset, Friedhof und Familie spielt in Carl Achleitners Leben die Liebe die Hauptrolle. Sie ist es schließlich, um die er die meisten seiner Reden aufbaut. "Ob das die Welt ein bisschen besser macht? Ich hoffe doch."

3 Karriere-Tipps von Carl Achleitner:
1. Cherish your fails. In Zeiten des Misserfolgs lernt man sich selbst und vor allem sein Umfeld kennen. Man weiß danach, wo seine Freunde sind.
2. Wünschen hilft. Sich Ziele zu setzen und diese mit aller Power anzustreben, ist sicher eine Option. Sich gelegentlich mal treiben zu lassen und zu schauen, was das Leben einem zufallen lässt, ist aber erfahrungsgemäß auch ein Weg.
3. Du musst keine Angst haben. Oder auf gut Wienerisch: Scheiß Dir nix, gönn Dir was.

Carl Achleitner
Geb. 1963 in Grieskirchen, Oberösterreich
1979: Ausbildung zum Koch und Kellner in einem Linzer Theaterrestaurant
1985: Schauspielausbildung, zunächst in Zürich, später in New York
2012: Beginn der Karriere als Trauerredner
2020: Buchveröffentlichung: "Das Geheimnis eines guten Lebens – Erkenntnisse eines Trauerredners


(Foto: Stefan Knittel)

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