Porträt: “Handelsblatt”-Chefredakteur Sebastian Matthes.

Vom Musiker zur ersten Geige: Um den Status quo zu beschreiben, ist Sebastian Matthes der Superlativ gerade groß genug: "Das 'Handelsblatt' befindet sich inmitten der größten Transformation seiner Geschichte." Das spornt einen wie ihn erst richtig an. "Für mich gibt es keine spannendere Zeit, um Journalist zu sein", sagt Matthes. Jetzt gerade werde definiert, wie die Medien der Zukunft aussehen. "Und die Möglichkeiten, unseren Journalismus besser zu machen, waren nie größer." Warum? Weil digitale Tools wie ein Röntgenapparat freilegen, was beim Publikum ankommt und ob Geschichten spannend genug erzählt sind. Und weil sich Storys so vielgestaltig erzählen lassen, über Datenvisualisierungen, Animationen, Videos, Podcasts und in Texten. "Das fasziniert mich", sagt Matthes.

In jungen Jahren will Matthes Musiker werden, übt fleißig, spielt Geige im Orchester. Bis er merkt: Er schreibt lieber über Konzerte, als welche zu geben. Die erste Geige kann er auch als Journalist spielen, erst bei der "Huffington Post" und jetzt beim "Handelsblatt". Dort führt er ein Team aus 200 Menschen.

Dabei hilft ihm seine Dreifach­begabung: Sebastian Matthes ist Vollblut-Journalist, der sich sein Staunen und Schwärmen bewahrt hat. Er kann mit Menschen, tauscht sich gerne aus, auch digital: Auf Linked-in folgen ihm rund 16.000 Menschen. Zugleich betrachtet Matthes seine Branche und neue Technologien mit analytischem Blick. "Es hat mich schon immer interessiert, wie sich dadurch Geschäftsmodelle, Unternehmen und letztlich unser aller Leben verändern werden."

Antworten darauf sucht (und findet) Matthes seit 2019 auch in "Handelsblatt Disrupt". Für seinen Podcast, der inzwischen mehr als 150 Folgen hat, spricht er jeden Freitag mit Investorinnen und Innovatorinnen, Gründerinnen und Politikerinnen. Dabei schürft Matthes nach Erkenntnis. Wissbegierig, aber unparteiisch, stets einem klaren Grundsatz folgend: Journalistinnen sollen in ihrem Job nicht die Welt verbessern wollen, sondern "sie so beschreiben, wie sie ist".

Tipp von Sebastian Matthes: "Man braucht zwar immer einen Plan. Am Ende kommt es dann aber doch ganz anders"

Sebastian Matthes
Geb. 1976 in Berlin
2000: Studium Politik und VWL an der Uni Hamburg
2005: Ausbildung an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten
2008: Ressortleiter Technik & Wissen der "Wirtschaftswoche"
2013: Chefredakteur der "Huffington Post", Burda
2018: Vize-Chefredakteur beim "Handelsblatt"
2019: Podcast "Handelsblatt Disrupt"
2021: "Handelsblatt"-Chefredakteur


(Foto: Max Brunnert / Handelsblatt)


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