Porträt: Humorist und Autor Peter Wittkamp.


Uneitel zum Erfolg: Peter Wittkamp schreibt Witze für die Online-Ausgabe der "heute-show", Werbesprüche für die BVG und neuerdings einen wöchentlichen Newsletter. Aline von Drateln porträtiert den Witze-Autor für die turi2 edition #17.

Mit dem karierten Sakko und dem dunklen Schnurrbart sieht er aus wie aus der Zeit gefallen. Kein ironischer Schnauzer, wie man ihn heute oft sieht in Berlin, wo er seit 15 Jahren lebt. Ironisch ist ohnehin nichts an Peter Wittkamp. Weder sein Name – der klingt wie ein Max Mustermann der BVG, mit deren Social-Media-Kampagne er sich vor sieben Jahren einen Sitzplatz in der deutschen Humorlandschaft anlachte – noch seine Witze: Ironie versteckt die Wahrheit. Wittkamp zeigt sie.

Zumindest seine eigene. Mit seinen rund 100.000 Followern auf Twitter und Instagram teilt er unter dem Namen @diktator sein Mittagessen, er nimmt sie mit auf den Kinderspielplatz, hadert öffentlich mit minderwertiger Technik oder zu viel Alkohol. Hier landen auch die Gags, die er woanders nicht unterbringen konnte. Hauptauftraggeber ist gerade heute-show.de. Dazu kommen Aufträge als Speaker, bei den er dafür bezahlt wird, dass er erklärt, wie man mit Spaß Geld verdienen kann. Und Firmen, die ihn bitten, öffentlich ihre Produkte zu testen. "Davon mache ich aber nur, was mir Spaß bringt", sagt er.

Wäre Peter Wittkamp eine junge Frau, würde man ihn Influencerin nennen. Er selbst nennt sich Autor. Ende 2019 erschien sein lustiges Buch über seine unlustigen Neurosen. Wie etwa permanentes Händewaschen. Kurz danach kam die Pandemie und die ganze Welt musste es ihm nachmachen.

Was ihn antreibt? "Ich brauche ein Ventil für meine Kreativität", erklärt der 41-Jährige seine Umtriebigkeit, die sich nicht in einen 9-to-5-Job pressen lässt. "Und, klar, Bestätigung." Da ist sie wieder. Die Wahrheit. Es ist auch Verletzbarkeit, die einen Spaßvogel vom professionellen Hofnarren unterscheidet. Diese Uneitelkeit hat ihn groß werden lassen, auf dem virtuellen Jahrmarkt der Eitelkeiten. Er glaubt an Vernetzung im Netz, die analoge Erfolgsgeschichten schreiben kann: "Wer wirklich gute Ideen hat, sollte sie sozial media nutzen. Langfristiger, guter Content wird früher oder später entdeckt."

In letzter Zeit wurden seine Inhalte politischer. Über Impfgegner macht er sich nicht mehr nur lustig. Geht Humor heute überhaupt noch ohne Politik? "Bei der heute-show natürlich nicht. Bei mir persönlich kam das mit dem Alter. Um Witze über Politik zu machen, braucht man ja eine Haltung. Die hat ein Zwanzigjähriger oft noch nicht." Es ist seine Zeit. Im März startete er ein neues Projekt. In seinem Newsletter "Wittkamps Woche" ordnet er mit seinem feinem Witz das Weltgeschehen ein. Führung durch die Flut von beunruhigenden Nachrichten brauchen gerade viele.
Er ist wieder da: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

3 Tipps für Humoreinsteiger von Peter Wittkamp:
1. Werdet sichtbar
2. Üben! Humor ist Handwerk
3. Vernetzt Euch

Peter Wittkamp
Geb. 1981 in Siegburg
1995: erste Depression
2001: Studium Soziologie in Bamberg
2007: Marktforscher, Universal
2011: Konzepter, Digitalagentur TLGG
2015: Gagschreiber, u.a. für "heute-show", BVG-Kampagne #weilwirdichlieben


Dieser Beitrag ist Teil der turi2 edition #17 Jobs – lesen Sie alle Geschichten hier im E-Paper: