ProSiebenSat.1 will beim Programm nicht sparen.


Genug gespart: ProSiebenSat.1 will beim Programm trotz Corona-Krise nur zaghaft den Rotstift ansetzen. "Wir haben uns dagegen entschieden, radikal im Programm zu kürzen", sagt Vorstandschef Rainer Beaujean im "Handelsblatt"-Interview. Auch ein Personalabbau in großen Stil stehe derzeit nicht zur Debatte. Der TV-Konzern aus Unterföhring will 1 Mrd Euro pro Jahr ins Programm investieren, die Hälfte davon in lokale Formate. Im ersten Interview in seiner neuen Rolle sagt Beaujean: "Momentan kommen keine neuen Filme und Serien von Disney oder Netflix. Das ist ein guter Moment, unsere Plattformen mit Inhalten neu zu positionieren". Er sieht die Gunst der Stunde, weil die Inhalte der Sendergruppe "auch wieder mehr junge Menschen" erreichten. Bei den Werbe-Erlösen fahren die Sender besser als befürchtet: "Ich rechne im September mit einem Minus bei den Werbe-Erlösen von weniger als 10 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit stehen wir gegenüber dem Wettbewerb gut da." Sollte es erneut zu einem "Mega-Lockdown wie im Frühjahr kommen, müssten wir die Situation natürlich noch einmal neu bewerten", schränkt Beaujean ein.

Die Strategie folgt dem Ziel des TV-Konzerns, sich auf Entertainment zu fokussieren. "Was aufs Kerngeschäft einzahlt, behalten wir. Der Rest kommt ins Schaufenster oder wird auch mal geschlossen.", sagt Beaujean. Gemeint sind Teile der NuCom-Gruppe: "Wir werden uns von einzelnen Beteiligungen trennen, die wir mit unseren Kompetenzen nicht weiterentwickeln können", sagt Beaujean und macht klar, dass ProSiebenSat.1. in großen Dimensionen denkt: So gebe es es die Vorgabe, "dass wir keine Geschäfte mehr machen, die nur geringe Mio Euro Ergebnisbeiträge liefern. Dafür ist unser Haus zu groß und komplex". Bestandschutz genießen Geschäftsbereiche, die "sehr fernsehnah sind", etwa das Erlebnis-Gutschein-Geschäft von Jochen Schweizer Mydays.
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