“Psychologie heute”: Unsere Schwäche für Fake-News liegt in den Genen.


Wenn Sie diesem Mann glauben, sind vielleicht die Neandertaler schuld (Foto: picture-alliance.com/newscom)

Fake ist Trump(f): Viele Menschen glauben den Lügen von Demagogen, wenn diese ihre Botschaften nur oft genug über soziale Medien verbreiten - daran ist ein archaischer Reflex des Menschen schuld, schreibt Autor Klaus Wilhelm in der April-Ausgabe des Fachmagazins "Psychologie heute". Demnach reagieren Menschen seit Jahrtausenden vor allem bei (vermeintlicher) Gefahr weniger mit dem Verstand als mit dem Gefühl - und glauben denjenigen Menschen und Parolen, die sie zu kennen glauben.

Diesen, für die Meinungsbildung in einer Demokratie erschreckenden Umstand erklärt Tom Stafford von der University of Sheffield: "Je besser und simpler wir uns an etwas erinnern, desto wahrscheinlicher glauben wir, dass es wahr ist." Entstanden ist der Mechanismus in grauen Vorzeiten, quasi im Neandertal, als eine schnelle Reaktion auf das Auftauchen eines Säbelzahntigers wichtiger war als ein gründliches Überdenken der Situation. Demagogen ziehen daraus den einfachen, aber wirkungsvollen Schluss: "Wiederhole eine Lüge oft genug, und sie wird zur Realität."

Studien aus den USA zeigen, dass z.B. Probanden die Behauptung "Ein Sari ist der Rock, den die Schotten tragen" glaubten, wenn sie diese Aussage oft genug gehört hatten - obwohl sie vorab den Schottenrock richtig als Kilt identifiziert hatten. Jason Reifler von der University of Exeter sieht Fake-News als "absolute Gefahr für die Demokratie". Das beste Gegenmittel ist für Reifler ein schneller Gegencheck von glaubwürdigen Absendern - so bringe z.B. ein sofortiger Faktencheck in einer Polittalk-Sendung viel.
"Psychologie heute", 4/2017, S. 34-37 (Paid), "Psychologie heute" (Kennenlern-Abo)

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