Wolf Schneider, 97, ist tot. Der bekannte Journalist und Sprachkritiker ist in der Nacht zum Freitag in Starnberg bei München gestorben, teilt seine Familie mit. Schneider leitete viele Jahre lang die Henri-Nannen-Schule in Hamburg, war Verlagsleiter beim "Stern", Chefredakteur der "Welt", Korrespondent bei AP und "Süddeutscher Zeitung" und moderierte neun Jahre lang die "NDR Talk Show". Er war außerdem bekannt als "deutscher Sprachpapst", schrieb u.a. den Bestseller "Deutsch für Profis" und bezeichnete die Rechtschreibreform als "so überflüssig wie ein bayrischer Kropf". Sein letztes Buch "Denkt endlich an die Enkel!", ein ökologisches Manifest, erschien 2019.
Im Nannen-Lehrgang von "Spiegel"-Redakteur Ansbert Kneip hätten Schneider viele "für ein Scheusal" gehalten, wegen seiner "konservativen Weltsicht und seinem Selbstbewusstsein". Und doch: "Schneider mochte uns", anders als die meisten Lehrer, sagt Kneip. "Schneider war die denkbar schärfste Antithese noch zum geringsten Hauch von Waldorfschule", schreibt der frühere "Geo"-Chefredakteur Peter-Matthias Gaede im "stern". Er werde sich "mit Hochachtung und Dankbarkeit" an diesen "spannenden Menschen" erinnern. Im Nachruf in der "Süddeutschen" berichtet Detlef Esslinger, Schneider habe sogar seine eigene Adresse redigiert. Er habe ein "herrliches" Leben geführt, bis auf die letzten Wochen: Im Oktober ist sein Sohn Curt Schneider, Rätselautor beim "SZ-Magazin", im Alter von 62 Jahren beim Bergsteigen tödlich verunglückt. (Foto: gbrci / Geisler-Fotopress / Picture Alliance)
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