RBB: Ein Bautzener Anzeigenblatt druckt offenbar über 100 gefakte Stellengesuche.


Ausgedachte Anzeigen? RBB-Journalist Andreas Rausch spürt im Bautzener Anzeigenteil des Oberlausitzer Kuriers 126 Stellengesuche von angeblich Ungeimpften aus dem Gesundheitswesen auf. Unter den vermeintlich verzweifelten Suchenden seien Krankenschwestern, Altenpflegerinnen und Physiotherapeutinnen. 18 willkürlich ausgesuchte Annoncen habe Rausch durchtelefoniert – allerdings meist ohne Durchkommen. Rausch vermutet einen "merkwürdigen Zusammenhang" mit dem Aufmacher des Regionalblatts: In dem Bericht "In der Sorge vereint" geht es um die jüngste Bautzener Demonstration, bei der u.a. "zahlreiche" Beschäftigte der Gesundheits- und Pflege-Branche "friedlich gegen staatliche Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie" demonstriert hätten. Nach Autorenmeinung hätte dabei "ein Hauch von '89" in der Luft gelegen.

Es sei ein "merkwürdiger Zusammenhang, wenn man nach Umschlagen der Titelseite vor der Wand von Inseraten steht", resümiert Rausch: "Ich kann mir schon vorstellen, dass dies den Leser in der Oberlausitz verunsichert und besorgt macht." Erst vor wenigen Wochen hatte "Spiegel"-Journalist Oliver Das Gupta im "Traunsteiner Tagblatt" eine ähnliche Entdeckung über auffallend viele Kleinanzeigen von arbeitssuchendem Medizin-Personal gemacht – und über eine "konzentrierte Aktion" gemutmaßt. In einem Twitter-Thread sammelt Journalist Johannes Grunert weitere Sichtungen dieser Art, u.a. im "Donaukurier", der "Sächsischen Zeitung" und in den "Dresdner Neuesten Nachrichten".
rbb24.de, twitter.com, alles-lausitz.de (E-Paper "Oberlausitzer Kurier") turi2.de (Background), Foto: RBB