Renner: Funke-Geschäftsführer suchen Zeugen für Fehlverhalten ihrer Verlegerin Julia Becker.


Funkestörung: Ein Gesellschafterstreit bringt der Funke Mediengruppe (u.a. "Berliner Morgenpost", "WAZ") negative Schlagzeilen im Konkurrenzblatt "Berliner Zeitung". Dort berichtet Kai-Hinrich Renner über einen "massiven Zwist im Gesellschafterkreis" und eine "große Spitzelaktion" gegen die Verlegerin und Aufsichtsratsvorsitzende Julia Becker. Die drei Geschäftsführer der Funke Mediengruppe, Christoph Rüth, Andreas Schoo und Michael Wüller fordern von Führungs­kräften Auskunft über etwaige Treffen mit Mitgliedern des Gesell­schafter­ausschusses - gemeint ist Julia Becker.

Der Vorwurf: Becker sei mehrfach operativ tätig geworden, ohne sich vorab mit ihren Mitgesellschaftern abgestimmt zu haben. So werde ihr vorgeworfen, ein inzwischen gestopptes Zeitschriftenprojekt mit Bascha Mika, Ex-Chefredakteurin von "taz" und "Frankfurter Rundschau", "ohne Wissen der übrigen Anteilseigner" auf den Weg gebracht zu haben. Zudem fühlten sich die Gesellschafter unzureichend über eine ebenfalls gescheiterte Vermarktungskoop mit Burda informiert und misstrauten dem engen Draht von Becker zu Burda-Vorstand Philipp Welte.

Hinter der Aktion stecken vermutlich die Minderheitsgesellschafter Klaus und Renate Schubries und/oder Stephan Holthoff-Pförtner. Julia Becker spricht zwar für 2/3 der Anteile, aber mit je 1/6 der Anteile legen sich Renate Schubries, eine von zwei Schwestern von Julia Beckers Mutter Petra Grotkamp, und Stephan Holthoff-Pförtner gelegentlich quer. Holthoff-Pförtner ist NRW-Minister für Bund und Europa, war mal VDZ-Präsident und ist ein Adoptivsohn der anderen Grotkamp-Schwester Gisela Holthoff. Die drei Kinder von Petra Grotkamp - Julia Becker, Nora Marx und Niklas Jakob Wilcke - halten ihre 66,6 % am Verlag zu gleichen Teilen, Becker spricht für diesen Teil der Familie und der Gesellschafter und hat von ihrer Mutter den Aufsichtsratsvorsitz bei Funke übernommen. Offensichtlich ein Posten mit hohem Konfliktpotential.
(Foto: Axel Heimken / dpa / Picture Alliance)
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Mitarbeit: Peter Turi

Update 13.11., 11.20 Uhr: Konzern-Sprecherin Jasmin Fischer widerspricht der Darstellung, dass es im Auskunftsersuchen der Gesellschafter zu Kontakten zwischen dem Gesellschafter-Ausschuss und Funke-Mitarbeiter*innen darum geht, Julia Becker Fehler anzulasten. Der Gesellschafterausschuss bestehe neben der Verlegerin aus vielen weiteren Personen. Zudem betont die Sprecherin, dass die Kontakt-Verfolgung von den Gesellschaftern ausgeht, nicht von den Geschäftsführern Christoph Rüth, Andreas Schoo und Michael Wüller. Sie seien verpflichtet, dem Ersuchen nachzukommen.

Offizielles Statement zum Gesellschafter-Streit:
"Im Rahmen eines Auskunftsersuchens nach § 51a GmbHG wurden unsere drei Geschäftsführer Christoph Rüth, Andreas Schoo und Michael Wüller gebeten, Auskünfte über etwaige Termine zwischen Mitarbeitern der FUNKE Mediengruppe und Mitgliedern des Gesellschafterausschusses der FUNKE Mediengruppe seit 1. Januar 2018 einzuholen.

Diesem Ersuchen sind die drei Geschäftsführer nachgekommen."