Reporter-Legende Gerd Ruge, 93, ist tot.

Gerd Ruge, 93, ist tot. Der Journalist ist am Freitagabend in München gestorben. Ruges Karriere began 1949 beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk, später war er u.a. als ARD-Korrespondent in Moskau und den USA tätig. Zudem erfand und leitete er den "Weltspiegel",  war zwischenzeitlich Chefredakteur beim WDR Fernsehen und übernahm für sechs Jahre die Leitung des Moskauer ARD-Studios. 1993 ging er in den Ruhestand, arbeitete aber weiter als freier Journalist und machte mit "Gerd Ruge unterwegs" Reisereportagen.

WDR-Intendant und ARD-Vorsitzender Tom Buhrow würdigt Ruge als "Reporterpersönlichkeit der ersten Stunde". Ruge sei ein "wertvoller Zeitzeuge wichtiger politischer Ereignisse im In- und Ausland" gewesen. "Unvergessen bleiben seine zahlreichen Auslandsreportagen und Reiseberichte, das Publikum hat ihn dafür geliebt", für viele nachfolgende Journalistinnen sei Ruge "Vorbild und Orientierung" gewesen. "Ich werde seine sympathische und bescheidene Art vermissen", so Buhrow weiter.

Zahlreiche Journalistinnen trauern um Ruge. Ruge sei ein "großer Humanist" und ein "Journalist mit Haltung" gewesen, sagt Ruges enger Wegbegleiter Thomas Roth dem WDR. Für ZDF-Journalist Claus Kleber ist Ruge "der letzte der Weltensammler, die uns nach Nazi-Wahn und Krieg die Welt und die Ferne nach Hause brachten". "Da geht ein ganz Großer", twittert Tina Hassel, Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios: "Weltgewandt, mutig, unbestechlich und immer voller Humor und Wärme den Menschen um ihn herum zugewandt." Ruge bliebe ein "Vorbild und Inspiration", schreibt "Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt bei Twitter. Mit Gerd Ruge gehe eine "Reporter-Legende, ein journalistisches Vorbild für eine ganze Generation", twittert der ehemalige ARD-Programmdirektor Volker Herres. Es brauche heute "dringender denn je" Journalisten wie Ruge, schreibt Eckhard Fuhr in der "Welt". Eine "weit verbreitete Illusion" sei es, dass "Weltwissen jederzeit und an jedem Ort als 'Information' abrufbar" sei. Ruges Reportagen hätten gezeigt, "dass die Welt in Wahrheit weit und weithin unentdeckt ist und dass man sich bewegen muss, um sie kennen zu lernen".
presseportal.de, Foto: Paul Zinken/dpa