Sebastian Kurz tritt wegen Verdachts der gekauften Berichterstattung zurück.


Halber Rückzug: Wegen des Vorwurfs gekaufter Medien­bericht­erstattung tritt Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz zurück. "Ich möchte Platz machen, um Stabilität zu gewährleisten", sagt er am Samstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Er wolle weiterhin ÖVP-Chef bleiben, für das Kanzleramt schlägt er den bisherigen Außenminister Alexander Schallenberg vor. Die Staats­anwaltschaft ermittelt gegen Kurz und Mitglieder seines Teams wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Untreue. Sie sollen sich mit Anzeigen positive Bericht­erstattung in Medien wie "Kronen Zeitung" und "Österreich" erkauft haben.

Laut Nachrichtenagentur APA will Kurz eine Aufhebung seiner Immunität beantragen, damit die Ermittlungen fortgesetzt werden und er seine Unschuld beweisen kann. Der "Spiegel" schreibt deshalb, der Rücktritt sei "eher ein Schritt zur Seite als einer zurück". "Offenbar hat Kurz gar nicht vor, die Fäden aus der Hand zu geben", schreibt auch Michael Völker im "Standard". Dabei sei Kurz für viele Österreicher nicht mehr haltbar, da er "ganz offensichtlich ein moralisches Manko hat".

"Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt bedauert bei Twitter den Rücktritt des österreichischen Kanzlers, hält ihn aber für "den richtigen Schritt". Jan Böhmermann, der schon vor einigen Wochen Anspielungen zu den Durchsuchungen im Zusammenhang mit den Ermittlungen gemacht hatte, orakelt mit einem Zombie-Gif Kurz Wiederkehr "in drei Monaten". (Foto: Georg Hochmuth / APA / Picture Alliance)
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