Sorge und Zuversicht – Dietmar Wolff über die Zeitungs-Branche nach fast zwei Jahren Pandemie.


Licht & Schatten: "Der Bedarf an glaubwürdigen Informationen ist ungebrochen", sagt Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des BDZV, im Video-Interview mit turi2.tv mit Blick auf die Stimmung in der Zeitungsbranche nach fast zwei Jahren Pandemie. Wenn sich die Zeitungs- und Digital-Publisher in der kommenden Woche treffen, wird es um die Erfolge der Zeitungen bei der Leserschaft gehen – und um die Einbrüche auf dem Werbemarkt. Um rund 17 % sind die Werbeeinnahmen der Branche 2020 gesunken, einiges konnte im Vertrieb aufgefangen werden, am Ende steht aber ein Umsatz-Minus von 2,3 %. Wolff hofft darauf, dass der Erfolg beim Publikum bleibt und wächst. Bei der Frage, ob die Werbung wie vor der Krise zurückkommt, ist er skeptisch.

Der BDZV-Kongress am kommenden Dienstag wird zum zweiten Mal ein reines Digital-Event. Statt Reden von Politik-Promis setzt der BDZV in diesem Jahr, so kurz nach der Bundestagswahl, auf kompetente Einordnung des Ergebnisses durch kluge Köpfe aus den Redaktionen. Und es geht um die Trends im Zeitungs-Journalismus: "In der Pandemie sind die Zeitungen zu Fachzeitschriften geworden", findet Wolff mit Blick auf die vielen Wissenschafts-Artikel, mit denen Journalistinnen der Leserschaft die Pandemie erklärt haben.

An verlegerischen Themen sieht Wolff das Leistungsschutzrecht: Dass der Streit um den Verteil-Schlüssel, der Anfang des Jahres in der Branche herrschte und inzwischen beigelegt scheint, noch nachklingt, glaubt er nicht. "Es wäre komisch gewesen, wenn es darüber keine Diskussionen gegeben hätte." Wichtiger ist ihm, dass Google & Co die Zahlungspflicht nicht umgehen. Die weitaus größere Baustelle ist für Wolff eine staatliche Zustellförderung für Print-Produkte, deren Umsetzung bisher gescheitert ist. Mit Sorge blickt er auch auf die Pläne von SPD und Grünen, Minijobs abzuschaffen – ein Großteil der Zustellerinnen arbeitet auf Minijob-Basis.
turi2.tv (9-Min-Video)