Soziale Medien tragen eine Mitschuld an Hetze und Diskriminierung gegen Journalisten, sagt Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen.

Pressefreiheit: Der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen sieht in "sogenannten sozialen Netzwerken" eine neue Konkurrenz für etablierte Medien, "die sehr schnell sind, aber es mit der Wahrheit nicht genau nehmen" – Hetze und Diskriminierung würden dadurch letztendlich erleichtert, sagt er im "Focus"-Interview. Abhilfe schaffe "am besten die Ausbildung guter Journalisten". Der Begriff Lügenpresse sei "Nazisprech". Pleitgen habe "auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs" gearbeitet und wisse daher, was Zensur und Repressalien bedeuten. In Deutschland sei man "sehr gut dran", was eine freiheitliche Presse angeht.

Auch andere Entwicklungen sieht Pleitgen kritisch: Als Journalist sei er zwar in autokratisch regierten Ländern bedroht worden, "allerdings nie körperlich, sondern durch Zensur" – und nie "in der Weise, in der das heutzutage hier in unserem Land geschieht, von Bürgern gegen die eigene Presse". Dass Deutschland von Reporter ohne Grenzen von Platz 11 auf Platz 13 der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit herabgestuft worden ist, käme seiner Meinung nach nicht von ungefähr: Dies sei eine unmittelbare Folge immer häufigerer Angriffe auf Journalisten.
"Focus" 20/2021, S. 34 (Paid), turi2.de (Background)