“Spiegel”: EU schlug Impfstoff-Angebote aus.


Sparspritze: Die EU hat offenbar bei der Impfstoff-Bestellung geknausert und weniger Impfdosen geordert als möglich gewesen wären, berichtet der "Spiegel" aus "Verhandlungskreisen". So habe Biontech bis zu 500 Mio Dosen angeboten, die EU habe jedoch nur 200 Mio bestellt und sich 100 Mio weitere für später offen gehalten. Moderna habe 300 Mio Dosen liefern können, von denen die EU nur 80 Mio Impfdosen orderte – mit der Option auf 80 Mio weitere, die aber erst später ausgeliefert werden können. "Wir hätten mehr bereitstellen können", sagt Moderna-Chef Stéphane Bancel dem Nachrichtenmagazin. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach empfiehlt Deutschland, zusätzlichen Impfstoff "bilateral direkt bei den Firmen" nachzukaufen. Europäische Lieferungen werden jedoch vor nationalen bedient.

Der Brüssler Kurs könnte eine schnelle, großflächige Impfstoff-Verteilung in Europa erschweren. Die EU zählt rund 448 Mio Einwohner*innen. Ein Schutz besteht aber bei den Impfstoffen der meisten Hersteller erst nach zwei Impfungen und damit zwei Impfdosen pro Kopf. Die Prognose Spahns, dass bis zum Sommer 60 Prozent der Deutschen geimpft seien, sei "bislang nicht von der Realität gedeckt", bilanzieren die Autor*innen. Der Welt stehe ein "hässliches globales Wettrennen um genügend Impfstoff" bevor. (Foto: Steve Parsons / Empics / Picture Alliance)
"Spiegel" 52/2020, S. 28 (Paid)