“Spiegel” streicht 150 Stellen.

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High Noon in Hamburg: "Spiegel"-Chef Klaus Brinkbäumer, Geschäftsführer Thomas Hass und Spiegel-Online-Chef Florian Harms verkünden harte Sparmaßnahmen beim "Spiegel". (Foto: turi2)

Rotstift an der Ericusspitze: Der "Spiegel" versucht den Spagat zwischen Sparen und Innovationen und schließt erstmals auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. Die Integration der Mitarbeiter von Spiegel TV und Spiegel Online in die Mitarbeiter KG ist erstmal kein Thema. Bis 2018 sollen 150 von derzeit knapp 730 Stellen wegfallen - 35 in der Redaktion, 14 in der Dokumentation und 100 im Verlag. Der Großteil der Sparmaßnahmen soll aber auf freiwilliger Basis stattfinden, z.B. durch Vorruhestand und Abfindungen. Frei werdende Stellen will der Verlag nicht nachbesetzen.

Geschäftsführer Thomas Hass betont, dass auch die Gesellschafter einen Beitrag leisten und auf einen Teil der Gewinnausschüttungen verzichten. Das gesparte Geld fließt in Rücklagen für den anstehenden Umbau. Insgesamt rund 16 Mio Euro könnte der "Spiegel" so sparen, Hass geht aber schon jetzt davon aus, dass rund 20 % der Maßnahmen nicht wie geplant umgesetzt werden können.

Gleichzeitig will der Verlag mit neuen Bezahl-Projekten die Umsätze beleben: Auf Spiegel Online soll der gedruckte "Spiegel" sichtbarer werden, Nutzer sollen bald auch einzelne Artikel kaufen können. Auch ausgewählte Spon-Texte soll es künftig nur noch gegen Geld geben, z.B. das zuletzt zurückgefahrene Spiegel International, das zu einer Art Politico aus Hamburg wachsen und mit englischen Texten vor allem Politiker im In- und Ausland erreichen soll.

Neu ist auch eine kostenpflichtige Abendzeitung, die aktuell unter dem Arbeitstitel "Spiegel daily" firmiert und noch vor den Digitalausgaben von "FAZ" und "Süddeutscher Zeitung" eine Tageszusammenfassung mit den wichtigsten Nachrichten und Hintergrundstücken liefern soll.

Die am schnellsten sichtbare Änderung wird der digitale "Spiegel" sein. Ab 11. Dezember kommt die App mit neuer, responsiver Optik und zusätzlichen digitalen Inhalten. Mit allen neuen Projekten will der Verlag bis 2019 insgesamt 20 Mio Euro zusätzlichen Umsatz machen.

Immerhin scheinen die Grabenkämpfe der Ära Büchner beigelegt - Chefredakteur Klaus Brinkbäumer spricht von einer "Sehnsucht" nach Zusammenarbeit zwischen Online, Print und TV.

turi2 vor Ort beim "Spiegel" in Hamburg, taz.de, spiegelgruppe.de

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