Springer-Chef Döpfner hält an Bezahlschranken fest und warnt vor “Freibier” in der Krise.


Kein Freibier für alle: Die Auflösung von Bezahlschranken oder kostenlose E-Paper wie bei Gruner + Jahr hält Springer-Chef Mathias Döpfner auch in der Corona-Krise für falsch, sagt er im "Spiegel"-Interview. "Freibier für alle kommt immer gut an", sagt Döpfner. Die Verlage sollten Fehler aus "den frühen Tagen des Internets" nicht wiederholen: "Mir kann keiner erklären, warum man in dieser Krise für Medikamente und Nahrung bezahlen muss, aber für Informationen nicht." Mitbewerber Gruner + Jahr verschenkt E-Paper von Magazinen wie dem "stern" und "Brigitte" temporär, nicht aber die "Sächsische Zeitung" - "Das zeigt, dass man Nachrichtenjournalismus anders einschätzt als Lifestylemagazine", sagt Döpfner. Die Debatte, dass Journalismus nur frei sei, wenn dieser kostenlos zur Verfügung stehe, sei "der größte Unsinn der Neuzeit".

Springer-Chef Döpfner findet Staatshilfe für Verlage in der Corona-Krise "inakzeptabel", sagt er im "Spiegel"-Interview. Die "strikte Trennung" zwischen privater Presse und Staat dürfe nicht "aufgelöst oder auch nur verwässert" werden. Zwar seien insbesondere kleinere Verlage wirtschaftlich gefährdet, doch "es wäre nur eine Pro-forma-Vielfalt, wenn wir immer mehr Verlage an den staatlichen Tropf hängen und der Staat irgendwann die Berichterstattung über sich selbst finanzieren würde", mahnt Döpfner - dieses Vorgehen sei "hochgefährlich". Wie in Frankreich oder Österreich könnte es stattdessen finanzielle Unterstützung für die kostspielige Zustellung im ländlichen Raum geben. "Diese Forderung der Verleger liegt seit Jahren auf dem Tisch", sagt Döpfner und hofft auf eine derartige Corona-Soforthilfe.
"Spiegel" 16/2020, S. 74-75 (Paid)

Aus dem turi2.tv-Archiv: Mathias Döpfner und sein Zehn-Jahres-Plan für Springer (Archiv September 2018).