Springer-Chef Mathias Döpfner predigt Social-Media-Enthaltsamkeit.


Keine Perlen für Twitter: Springer-Chef Mathias Döpfner schießt im großen dpa-Interview scharf gegen Social-Media-Lautsprecher. Twitternde Journalisten nennt Döpfner "zunehmend problematisch". Es werde "viel zu schnell geschrieben, was am Ende der Marke abträglich ist", sagt Döpfner. Angesprochen fühlen dürften sich da auch Julian Reichelt und Ulf Poschardt – die Chefs von "Bild" und "Welt" stürzen sich selbst bereitwillig in jedes Twitter-Gefecht. Nun empfiehlt ihr Konzernchef "allergrößte Zurückhaltung" und sagt, dass Twitter-Salven "allenfalls der Person, sehr selten dem von ihr vertretenen Medium" dienen.

Dass Döpfner selbst das Instrument der Zuspitzung beherrscht, zeigt er zur Causa Relotius, die er "wesentlich schlimmer als die Hitler-Tagebücher" findet. Das Magazin habe ein Klima geschaffen, in dem Weltanschauung wichtiger sei als Anschauung. Einstweilen sei aus dem "Sturmgeschütz der Demokratie" ein "Luftgewehr der Fantasie" geworden. Die Aufklärung des Betrugs findet er "erstaunlich zurückhaltend" und vermutet "Beißhemmungen" bei den Kollegen, weil Relotius in vielen Medien Lügen verbreiten konnte. Der "Spiegel" habe das Glück, dass mit Steffen Klusmann seit Januar ein Chefredakteur im Amt ist, der mit dieser Sache nichts zu tun habe und völlig unbelastet agieren könne. "Wenn er das konsequent macht, kann auch der 'Spiegel' sich davon erholen", glaubt Döpfner.
nordkurier.de

Aus dem Archiv von turi2.tv: Springer-Chef Mathias Döpfner über Musik, Strategie und die Zukunft (9/2018).