Springer entbindet Julian Reichelt von seinen Aufgaben – Johannes Boie übernimmt.


BuzzFeed stürzt Reichelt: Die Recherchen von BuzzFeed zur Causa Reichelt haben Konsequenzen, obwohl Verleger Dirk Ippen die Veröffentlichung verhindert hat. Springer entbindet "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben. Johannes Boie, aktuell Chefredakteur von Springers "Welt am Sonntag", übernimmt. Springer bezieht sich in seiner Pressemitteilung explizit auf neue "Presserecherchen". Dabei habe der Vorstand erfahren, dass Reichelt auch nach dem Compliance-Verfahren im Frühjahr weiter Privates und Berufliches vermischt hat. Aus dem Statement von Springer-Chef Mathias Döpfner spricht Enttäuschung: "Wir hätten den mit der Redaktion und dem Verlag eingeschlagenen Weg der kulturellen Erneuerung bei "Bild" gemeinsam mit Julian Reichelt gerne fortgesetzt. Dies ist nun nicht mehr möglich."

Gleichzeitig kündigt der Verlag rechtliche Schritte "gegen Dritte" an – gemeint sind offenbar Whistleblower, die Protokolle aus den Zeugenbefragungen im Rahmen der Compliance-Untersuchung gegen Reichelt weitergegeben haben. Zudem geht es um Auszüge aus einer E-Mail von Springer-Chef Döpfner, aus der die "New York Times" zitiert. Darin sagt Döpfner, Reichelt sei "wirklich der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR-Autoritätsstaat rebelliert". Dass Springer ankündigt, gegen angebliche Quellen vorgehen zu wollen, ist für Ippen-Investigativ-Chefredakteur Daniel Drepper der "nächste Skandal in dieser Sache". Damit knüpfe das Unternehmen "an die Einschüchterungsversuche der vergangenen Monate an".

Bei Twitter gibt es unter dem Hashtag #Reichelt viel Spott und Häme für den geschassten Journalisten. "Welt"-Chef Ulf Poschardt schwimmt deutlich gegen den Strom: Er gratuliert Boie zum neuen Job und bedankt sich bei Reichelt "für die großartige Zusammenarbeit und die vielen spannenden Diskussionen". Ippen-Chefredakteur Markus Knall reagiert bei Twitter mit dem Wortspiel "Ippen-Impact" auf das Reichelt-Aus. Das kommt nicht überall gut an, Stefan Niggemeier etwa nennt Knall eine "traurige Figur".  (Foto: Jörg Carstensen / dpa / Picture Alliance)
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