Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Gil Ofarim wegen falscher Verdächtigung.

Wer anderen eine Grube gräbt: Die Staatsanwaltschaft Leipzig klagt den Musiker Gil Ofarim wegen falscher Verdächtigung an. Er hatte auf Instagram ein Video veröffentlicht, in dem er einen Hotelmitarbeiter beschuldigt, ihn antisemitisch beleidigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren gegen den Hotelmitarbeiter nun ein. Sie habe umfangreiche Ermittlungen angestellt und zahlreiche Zeuge vernommen, könne Ofarims Behauptung nicht bestätigen. Demgegenüber bestehe aber ein "hinreichender Tatverdacht", dass Ofarim "mit dem Wissen um die Unwahrheit seiner Äußerungen und in Kenntnis der herabwürdigenden Folgen" sein Video veröffentlicht habe. Dafür drohen ihm jetzt bis zu fünf Jahre Haft.

Der Post von Ofarim hatte auch eine Debatte darüber ausgelöst, wie Medien mit solchen Anschuldigen umgehen sollten. Zunächst hatten zahlreiche Medien und auch Politikerinnen ihre Solidarität mit Ofarim bekundet. Nach anderthalb Wochen hatte ein Überwachungsvideo des Hotels Zweifel an Ofarims Darstellung aufkommen lassen und eine weitere Welle der Empörung ausgelöst. Der Politik­wissenschaftler Yascha Mounk rief in der "Zeit" die Medien dazu auf, selbst zu recherchieren und nicht "von Instagram abzuschreiben". Der Neurowissenschaftler Joachim Bauer schrieb dagegen in der "FAZ", der mediale Beistand sei trotzdem richtig gewesen. Für Lucas Wiegelmann, Ressortleiter Forum der "Welt", ist dagegen der eigentliche Skandal, dass der Fall sich trotzdem plausibler Weise so abgespielt haben könnte. (Foto: Tobias Hase / dpa / Picture Alliance)
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