Streit-Themen und Gemeinsamkeiten, gute Moderatorinnen: Das Medienecho zum finalen TV-Triell von ProSiebenSat.1.

Finale: Erneut haben sich die Kanzlerkandidatinnen einen Schlagabtausch geliefert und über große Themen gestritten, so der Tenor der Presse zum dritten und letzten TV-Triell vor der Wahl auf ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins. Allerdings seien die "giftigen persönlichen Angriffe" von Armin Laschet auf Olaf Scholz diesmal ausgeblieben, meint etwa Anna Sauerbrey, stellvertretende Chefredakteurin vom "Tagesspiegel". Die Kandidatinnen hätten stattdessen "auf seriös geschaltet". "Tagesspiegel"-Medienredakteur Kurt Sagatz findet, dass die Sendung "nach starkem Start mit lebensnahen Themen" ein wenig den Fokus verloren habe. Die "Bild" titelt groß: "Scholz und Baerbock verbünden sich gegen Laschet." Baerbock und Scholz seien sich sich politisch "so nah wie selten zuvor" gewesen, z.B. bei den Themen Mindestlohn, Hartz IV und Klima. Laschet habe dafür beim Thema Innere Sicherheit Akzente setzen können. Auch die "Tagesschau" konstatiert: "Oft gab es zwei klare Lager." SPD und Grüne seien sich u.a. bei der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro einig gewesen.

"FAZ"-Politik-Korrespondent Peter Carstens lobt die Moderatorinnen Linda Zervakis und Claudia von Brauchitsch – sie hätten anders als ihre Kolleginnen von ARD und ZDF bewiesen, dass "gute Vorbereitung einem zähen Politikabend Fließgeschwindigkeit verleihen" könne. Auch ZDF-Satiriker Jan Böhmermann war von den beiden angetan und bezeichnet das Duo als "beste Triell-Moderation". Zervakis habe für den "schönsten Moment des Abends" gesorgt, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Sie hatte ein Micky-Maus-Heft von 1993 hervorgezaubert und Laschet gefragt, ob Micky Maus die Dringlichkeit des Klimawandels früher verstanden habe als die CDU. Auch die Rubrik "Politiker fragen Politiker" sei eine "nette Idee" gewesen. Trotzdem gibt es auch Kritik, was die Themenauswahl angeht: Der "Spiegel" findet es beispielsweise bemerkenswert, dass Europa- und Außenpolitik in keinem Triell zur Sprache gekommen ist. Für ARD und ZDF sei es es "nicht die allerbeste Nachricht", dass sowohl RTL als auch ProSiebenSat.1 "keine schlechteren Sendungen auf die Beine gestellt haben als sie", bilanzieren  Johannes Bebermeier und Tim Kummert bei T-Online.

Laut einer Forsa-Umfrage hat Olaf Scholz das Triell gewonnen – mal wieder: 42 % der Befragten votierten für ihn, Armin Laschet kommt auf 27 % und Annalena Baerbock landet mit 25 % auf dem letzten Platz. 6 % nannten keine Gewinnerin.
presseportal.de, Foto: Kay Nietfeld/dpa