Ströer reagiert auf Medien-Recherchen und stoppt parteipolitische Werbung.


Pein mit Plakaten: Ströer vermietet seine Werbeflächen vorerst nicht mehr an politische Parteien und Kommunikatorinnen, gibt das Unternehmen in einer deutlichen Pressemitteilung bekannt. Nach Kampagnen der vergangenen Jahre, "die sowohl deutlich links als auch deutlich rechts der politischen und gesellschaftlichen Mitte anzusiedeln sind", sei es zu "persönlichen Anfeindungen und Drohungen in Richtung der Mitarbeiter:innen des Unternehmens, zu Boykottaufrufen gegen Ströer und Sachbeschädigungen von Firmeneigentum" gekommen. Hintergrund ist offenbar eine Presseanfrage, die Ströer vorliegt. In 15 Fragen gehe es darin um Details zu Buchungen mit AfD-Bezug, die Ströer "unzutreffend politisch in die Nähe der AfD" stellten: "Damit ist aus Sicht des Unternehmens die Grenze des Hinnehmbaren endgültig überschritten."

Das Recherche-Netzwerk Correctiv twittert, dass Ströer mit der Entscheidung auf eine Anfrage von Correctiv, "Spiegel" und ZDF-"Frontal" reagiere. Nach Informationen der Recherche-Partner haben anonyme Unterstützer bei Ströer zwischen 2016 und 2018 knapp 3,5 Mio Euro in 9.400 Pro-AfD-Plakate investiert. Die AfD gibt an, nicht in Verbindung mit der Kampagne zu stehen, Buchungsunterlagen von Ströer legen das Gegenteil nahe. Der Vorwurf der illegalen Parteispende steht im Raum.

Ströer bezeichnet sich in der Mitteilung als politisch "neutralen Dienstleister", der keine inhaltliche Zensur vornehme und alle Aufträge, die keine rechtswidrigen Inhalte enthalten, ausführe. Ein gesellschaftlicher Konsens über die Neutralität der eigenen Aufgabe sei derzeit jedoch nicht gegeben. Man könne "auf dieser Basis seinen Beitrag zur politischen Meinungsbildung nicht mehr gewährleisten". Der Außenwerber teilt mit, das Gespräch mit den im Bundestag vertretenen Parteien zu suchen. Man erhoffe sich davon ein "gemeinsames Verständnis in Bezug auf die Plakatierung parteipolitischer Werbung". Sollte es dazu "wider Erwarten" nicht kommen, werde Ströer an seiner Entscheidung festhalten. (Foto: Robert B. Fishman / Picture Alliance)
stroeer.com, correctiv.org, spiegel.de