Studie: Rundfunkräte schließen große Teile der Gesellschaft aus.


Geschlossene Gesellschaft: Benachteiligte Gruppen sind in Rundfunk­räten nur selten anzutreffen, sagt eine Studie der Neuen Deutschen Medien­macher*innen. Autor Fabian Goldmann hat alle 542 Mitglieder der Rund­funkräte der ARD-Anstalten, des Deutschland­radios, der Deutschen Welle sowie des ZDF-Fernseh­rats analysiert. Menschen mit Behinderung sind lediglich in sieben, queere Personen ins sechs und Musliminnen in vier Räten vertreten. Es gibt genauso viele Interessen­vertreterinnen für die Land­wirtschaft (1 % der Bevölkerung) wie für Menschen mit Migrations­hintergrund (27 %). Der durchschnittlichen Frauen­anteil in den Räten liegt bei 44 %, das Durchschnitts­alter beträgt 58 Jahre. Damit werden die Räte "ihrem Anspruch, die Vielfalt der Gesellschaft zu repräsentieren, nicht gerecht", sagt Goldmann.

In der Untersuchung kommen auch Rundfunkrats-Mitglieder zu Wort, die "engagierter und kritikfreudiger sind als ihr Ruf", schreibt der Autor. Heiko Hilker, der für den DJV im MDR-Rundfunkrat sitzt, bemängelt, dass bei der Wahl "kein Weg" an politischen Gruppierungen vorbeiführe – in dem Fall an der CDU. Sanne Kurz, für die Bayerischen Grünen im BR-Rundfunkrat, kritisiert die Soll-Vorgabe zur Geschlechter­verteilung in ihrem Rat: "Ein Mann soll auf eine Frau folgen und andersherum", was der Parität überhaupt nicht helfe. Bendix Lippe, bis vor Kurzem Teil des ZDF-Fernsehrats, nennt eine hohe Arbeits­belastung als Problem. Er habe normalerweise keinen Urlaub für die Tagungen bekommen.

Gerechte Repräsentation in Rund­funkräten scheitere "am fehlenden politischen Willen", so das Fazit von Goldmann. Er schlägt rotierende Sitze, Losverfahren und Plätze vor, für die sich Organisationen nach ein oder zwei Amtszeiten neu bewerben können. (Foto: BR)
uebermedien.de, neuemedienmacher.de (Studie)